Kofi Atta Annan wurde am 8. April 1938 in Kumasi (Ghana) als Sohn einer einflussreichen und wohlhabenden Familie geboren.
Unter der damals noch herrschenden britischen Kolonialherrschaft über die "Goldküste" hatte es sein Vater zum Provinzgouverneur gebracht. Nach dem Abitur nahm Annan ein Studium der Wirtschaftswissenschaften zunächst in Ghana auf, das er dann an Universitäten in den USA und in der Schweiz fortsetzte. In Cambridge (USA) erlangte er 1962 ein Diplom in Management. 1962 trat Annan als Verwaltungsbeamter in den Dienst der UNO ein. Im folgenden Jahrzehnt kam er für die Vereinten Nationen in verschiedenen Funktionen in Addis Abeba, Genf und New York zum Einsatz. 1972 stieg Annan zum Verwaltungsfachmann der UNO auf, als welcher er bis 1974 in Genf tätig war. Im Anschluss daran übernahm er die Personalleitung der United Nations Emergency Force (UNEF) in Kairo.
In den Jahren 1975/76 unterbrach Annan seine Tätigkeit für die UNO, um in seinem Heimatland die Förderung des Tourismus zu organisieren. Infolge seiner Rückkehr zu den Vereinten Nationen berief man ihn 1976 zum stellvertretenden Personalleiter des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlingswesen (UNHCR) in Genf. 1980 übernahm er dort bis 1983 die Leitung des Personalwesens. Von 1983 bis 1986 kam Annan als Verwaltungs- und Budgetdirektor bei der UNO-Zentrale in New York zum Einsatz. 1990 bis 1996 erhob man ihn dort zum stellvertretenden Generalsekretär, der die Aufgabenbereiche Programmplanung, Budget und Finanzen betreute. Zum März 1993 ernannte ihn UNO-Generalsekretär
Boutros Boutros-Ghali zum Untergeneralsekretär mit dem Aufgabenbereich der Friedenssicherung, wodurch Annan die Koordination der weltweiten Blauhelm-Operationen übernahm.
In dieser Funktion entsandte er die UNO-Blauhelm-Soldaten nach Somalia, Ruanda und ins ehemalige Jugoslawien, wo ihm deren Kriseneinsätze höchstes diplomatisches Ansehen verliehen. In den Jahren 1995/96 war Annan als UNO-Sonderbeauftragter in Zagreb tätig. Zum Jahresbeginn 1997 wurde Annan als erster schwarzafrikanischer Funktionär zum UNO-Generalsekretär in Brüssel berufen. Der Nachfolger des Ägypters Boutros Boutros Ghali kündigte bei Amtsübernahme eine Reform der Vereinten Nationen an. Er drang auf eine Begleichung der Beitragsschulden durch die Mitgliedsstaaten, die besonders bei den USA sehr hoch ausfielen. Im Februar 1998 konnte der neue UNO-Generalsekretär durch seine Vermittlungsmission im Irak den Ausbruch eines zweiten Golfkrieges vorläufig verhindern.
Ein Jahr später blieben Annans Friedensbemühungen im Kosovo-Konflikt allerdings ohne Erfolg: Der in sich uneinige Weltsicherheitsrat konnte den Beginn des NATO-Angriffs gegen Serbien nicht verhindern. Damit wurde erstmals die politische Einflusslosigkeit und Krise deutlich sichtbar, in die die Vereinten Nationen infolge der veränderten weltpolitischen Verhältnisse nach dem Ende des Kalten Krieges geraten waren. Im September 1999 konnte Annan auf Empfehlung des Sicherheitsrates jedoch eine Eingreiftruppe nach Osttimor entsenden, um dort die Loslösung der Insel von Indonesien in friedliche Bahnen zu lenken. 2001 brachte Annan die Bekämpfung von HIV und Aids auf die Tagungsordnung der UNO, die bisher eine angemessene Auseinandersetzung mit diesem Thema versäumt hätten. Am 29. Juni 2001 wurde Annan als UNO-Generalsekretär durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen für eine zweite fünfjährige Amtszeit bestätigt.
Noch vor deren Beginn sah sich Annan infolge der Terroranschläge gegen die USA vom 11. September 2001 seiner größten Herausforderung gegenüber. Im November 2001 entsandte der Generalsekretär nach einem Beschluss des Sicherheitsrates eine internationale Friedenstruppe nach Afghanistan. Annans Engagement richtete sich in den folgenden Monaten auf den politischen und wirtschaftlichen Wiederaufbau des zerstörten Landes. Sein Einsatz galt dabei vor allem auch den afghanischen Flüchtlingen, die aus Angst vor Vergeltung das Land zu verlassen suchten. Im Februar 2002 hielt Annan als erster UNO-Generalsekretär im deutschen Bundestag eine Rede, in der er die deutsche Mitwirkung an den Aufgaben der UNO, insbesondere in Afghanistan, würdigte. Einen Monat später stimmte der UN-Sicherheitsrat erstmals der Errichtung eines unabhängigen Staates Palästina zu.
Bezüglich der ab Sommer 2002 zwischen US-Präsident
George H. W. Bush und dem Diktator
Saddam Hussein anbrechenden Irak-Krise warnte Annan die USA vor einem militärischen Alleingang. Obwohl es kurz danach zu einem Einlenken Bagdads und zur erneuten Entsendung von UN-Inspektoren in den Irak kam, verschärfte sich die Krise in den folgenden Monaten. Aufgrund des Widerstands europäischer Regierungen, allen voran Frankreichs, gelang es der US-Administration und der britischen Regierung unter
Tony Blair nicht, im Sicherheitsrat eine Irak-Resolution durchzusetzen, die auch ein militärisches Vorgehen gegen das Land rechtfertigen würde. Bush und Blair eröffneten daher im März 2003 ihren militärischen Angriff auf den Irak ohne UNO-Mandat und gegen weltweite Proteste. Der nach Auffassung internationaler Beobachter völkerrechtswidrige Angriffskrieg gegen den Irak verschärfte abermals die Glaubwürdigkeitskrise der Vereinten Nationen, deren Generalsekretär zwar das aggressive Vorgehen der USA und Großbritanniens verurteilte, ohne es freilich verhindern zu können.
Alle Bemühungen Annans zielten jedoch im Frühjahr 2003 auf eine rasche Beendigung des Konflikts und auf die Entsendung von UN-Truppen zur Stabilisierung der Region. Für seine Verdienste um die Menschlichkeit wurde Annan am 10. Dezember 2001 mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Im August 2002 erhob ihn König Otumfuo Osei Tutu II. von Ghana in den Rang der Aschanti-Könige, um sein Engagement für den Frieden auszuzeichnen. Mitte März 2005 nahm Annan zusammen mit dem französischen Regierungschef Raffarin die Einweihung der umgebauten Holocaust-Gedenkstätte Jad Vashem in Israel vor. In der Entwicklungspolitik bemühte sich Annan um Durchsetzung der Vorgaben der UN-Millenniumskonferenz von 2000, die für die reichen Länder bis 2015 eine Erhöhung der Entwicklungshilfe auf 0,7% ihres Bruttoinlandsproduktes vorsehen.
Zum Abschluss des Jubiläumsgipfels der UNO Mitte September 2005 erklärte Annan seine Enttäuschung angesichts des mageren Ergebnisses der Verhandlungen: Der größte Gipfel in der Geschichte der Weltorganisation, mit dem man in New York deren 60-jähriges Bestehen beging, war am Ziel einer Abrüstungserklärung gescheitert. Ab Oktober 2005 wandte sich Annan gegen die Forderung des iranischen Präsidenten Ahmadinejad nach Auflösung des Staates Israel: Annan verteidigte die Existenz Israels, das seit langem Mitglied der UNO sei. 2006 setzte sich Annan für eine globale CO2-Steuer ein und drängte die Weltgemeinschaft auf eine Lösung der Darfur-Krise. Seine zweite fünfjährige Amtsperiode beendete Annan am 31. Dezember 2006.
Seine Nachfolge trat der bisherige südkoreanische Außenminister
Ban Ki-moon am 1. Januar 2007 an. Privat war er in zweiter Ehe mit der schwedischen Juristin Nane Lagergren verheiratet. 2008 wurde Annan mit dem Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt. 2012 begann er seine neue Tätigkeit als Sondergesandter der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga für Syrien. Nach einem sechsmonatigen Mandat verzichtete er wegen Mangels an Unterstützung. 2013 wurde Annan mit dem Reinhard-Mohn-Preis ausgezeichnet.
Kofi Annan starb am 18. August 2018 in Bern, Schweiz.