Die Geschichte der Piraten
Die Lizenz zum Entern
Deutschlands berühmtester Seeräuber war Klaus Störtebeker, der auf der Nord- und Ostsee seine Raubzüge betrieb und (vermutlich) am 20. Oktober 1401 hingerichtet wurde. Seit es Seefahrt und Seehandel gibt, gibt es die Piraterie. Ihre kurze Blütezeit hatte sie zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert. Das Geschäft der Seeräuber – Entern, Plündern, Rauben und Morden, trug nicht nur Gold und Silber ein. Aber auch bei den Seeräubern gab es Unterschiede. So waren die Freibeuter im Namen ihrer Landesfürsten auf dem Meer unterwegs, ausgestattet mit adliger Erlaubnis zum Ausbeuten. Oder die Korsaren, die ihr besonderes Unwesen im Mittelmeeraum betrieben. In Zeiten sozialer Not ist das Piratenproblem wieder aktuell – besonders vor den Küsten Afrikas.
Die Seevölker und andere frühe Piraten
Die Seeräuberei ist so alt wie die Schifffahrt selbst. Bereits vor 3.000 Jahren begaben sich Piraten seefahrender Völker auf Enterzüge und machten die Handelsrouten unsicher. Die Anfänge der Seeräuberei lagen in Küstennähe. Die Piraten fuhren die Küsten ab und überfielen küstennahe Siedlungen und Städte. Erst später aufgrund verbesserter Schiffstechnik verlagerten sie ihre Überfälle auf das offenen Gewässer und verfolgten dort Handelsschiffe mit ihren wertvollen Ladungen. Dazu machten sie sich die zeitgenössische Schiffstechnik zu eigen und waren auf Galeeren oder Dreiruderern (Trieme) unterwegs. Sie statteten ihre Schiffen mit speziellem Zubehör wie Rammbock aus. Auch war in diesen Vorzeiten das Piratengeschäft schlecht zu unterscheiden von Kriegen, in denen sich Völker und Stämme befanden. Rund 1.200 v. Chr. fanden sich laut altägyptischen Quellen die so genannten Seevölker zusammen, die zur Bedrohung Ägyptens wurden. Ob es sich dabei um Piraten im üblichen Sinne oder um kriegführende Völker handelte, ist nicht sicher. So betrieben zum Beispiel die Etrusker oder Kilikier im Mittelmeer ihr Piratengeschäft oder die Illyrer in der Adria. Die Vandalen kamen aus Nordafrika und griffen römische Schiffe an. Im Mittelalter brachten kroatische und serbische Seeräuber der zivilen Seefahrt Unheil.
Verlagerung der Piraterie auf die Ozeane
Mit der Entdeckung der Welt verlagerte sich die Piraterie auf die Ozeane und andere neue Areale. Nicht selten brachten Piraten ein Land oder Kolonien in existenzielle Gefahr, wenn sie die Handelsrouten überwachten, dort Schiffe kaperten und die Lebensmittelzufuhr unterbrachen. So musste sich beispielsweise das Römische Reich im Jahr 67 v. Chr. gegen reihenweise Piratenüberfälle unter anderem auf ihre Getreideschiffe wehren. Die Römer zettelten dazu einen regelrechten Piratenkrieg an, um sie in dieser Region zurückzudrängen. In Kriegszeiten wurden Piraten oft und gern als Verbündete gegen den Feind gewonnen, um sich Vorteile in der Schlacht zu verschaffen. Von Anfang an ging es in der Piraterie um Geld.
Wikinger auf Beutezug
Im Mittelalter zwischen dem achten und elften Jahrhundert taten sich vor allem die Wikinger als Piraten hervor und verunsicherten nicht nur die Handelswege auf den Gewässern in Nordeuropa, sondern plünderten auch Siedlungen und Klöster nahe der Küste. Doch sie sahen es nicht nur auf Güter ab, sondern ebenso auch Menschen, die sie versklavten.
Deutschlands berühmtester Pirat
Ende des 14. Jahrhunderts übte Klaus Störtebeker an den Nordküsten im Nord- und Ostseeraum sein Piratenhandwerk aus. Er gehörte neben den Kapitänen Gödeke Michels, Hennig Wichmann, Klaus Scheld und Magister Wigbold zu den Anführern der so genannten Vitalienbrüder (Likedeeler oder Gleichteiler). Sie waren mit Kaperbriefen der Territorialmächtigen ausgestattet und griffen als Blockadebrecher in den dänisch-mecklenburgischen Konflikt ein. Klaus Störtebeker griff neben dänischen und Lübecker Schiffen auch Schiffe der Hanse an. Geschützt durch die Kaperbriefe wurde die Beute auf dem Markt verkauft. Ein am 15. August 1400 datierter Vertrag, unterzeichnet von Herzog Albrecht I. von Bayern und Graf von Holland und Hennegau, schützte Störtebeker und andere Piraten vor der Verhaftung. Doch die Hanse machte weiter Jagd auf ihn und nahm in am 22. April 1401 vor Helgoland gefangen. Nach einer Verhandlung soll er schon am 20. Oktober des gleichen Jahres enthauptet worden sein. Piraterie im 13. Und 14. Jahrhundert in Ostasien durch die Japaner oder ab dem 16. Jahrhundert durch die Chinesen, die auch Flüsse und anliegende Siedlungen verunsicherten, macht ihr internationales Ausmaß deutlich.
Grausame Piratenvielfalt
Korsaren wurden Piraten und Freibeuter genannt, die im Mittelmeerraum nach Beute jagten. Dazu zählten besonders Menschen, die sie für den Sklavenhandel fingen. Berühmt und gefürchtet waren die Korsaren-Brüder "Barbarossa" Freibeuter wurde auch als Kaperer bezeichnet, weil sie mit Kaperbriefen ausgestattet waren und im Namen von Landesfürsten auf Raubzug gingen. Sie wurden oft in Kriegen zur Unterstützung angeheuert. Bukkaniere oder Bukanier nannte man die Piraten, die in der Karibik unterwegs waren. Ihre Ziele waren oft die voll beladenen Schiffe der Spanier. Weitere berühmt-berüchtigte Piraten waren der Freibeuter Sir Francis Drake (um 1540 - 28. Januar 1596), Blackbeard (Schwarzbart), mit bürgerlichem Namen Edward Teach (1680 - 22. November 1718), Captain William Kidd (ca. 1645 – 23 May 1701) oder Sir Henry Morgan (um 1635 - 25. August 1688), der später zum Piratenjäger wurde. Aber es gab auch berühmte Piratinnen, so Anne Bonny (um 1690 - nach 28. November 1720) oder die Chinesin Cheng I Sao, die bis zu 50.000 Mann befehligte.
Moderne Piraterie
Auch heute sind es zum Teil soziale Probleme, die die Piraterie wieder neu beleben. Vor allem am Horn von Afrika, in der Straße von Malakka oder in Lateinamerika gibt es sie noch – und immer wieder tauchte in diesem Zusammenhang der Name Somalia in der Vergangenheit auf. Piraten sind vor allem dort aktiv, wo die staatliche Kontrolle nicht groß ist, weil die Regierungen nicht oder wenig intakt sind. Ein Eingreifen von außen durch andere Staatsmächte ist schwierig, da die Rechtslage meist ungeklärt ist. Am 2. Juni 2008 appellierte der UN-Sicherheitsrat an „alle seefahrende Machte“, die „Piraten am Horn von Afrika zu bekämpfen“. Vorbeugende Maßnahmen in gefährdeten Gebieten sind Militärpräsenz oder Kontrollfahrten. Wie dringend und aktuell das Problem ist, zeigt die Überlegung, einen internationalen Piratengerichtshof einzurichten. Laut "Piracy Reporting Centers" gab es im Jahr 2007 insgesamt 263 gemeldete Piratenübergriffe, davon 120 in Afrika und 69 in Asien. Auch die Gefangennahme von Personen und Lösegeldforderungen gehören inzwischen zur modernen Piraterie. Das International Maritime Bureau (IMB) meldete, dass 2007 insgesamt 292 Seeleute von Piraten gewaltsam festgesetzt wurden. In diesem Jahr verursachten sie einen wirtschaftlichen Schaden von rund 13. Milliarden Euro.
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