Georg Christoph Lichtenberg
Name:Georg Christoph Lichtenberg
Geboren am:01.07.1742
SternzeichenKrebs 22.06 - 22.07
Geburtsort:Ober-Ramstadt (D).
Verstorben am:24.02.1799
Todesort:Göttingen (D).
Seine Eltern waren der Pfarrer und Superintendent Johann Conrad Lichtenberg und seine Frau Henriette Catharina, geborene Eckhard. Er hatte seit früher Kindheit und in seinem ganzen späteren Leben mit einer schwachen Gesundheit zu kämpfen, die besonders auf seine Skoliose (Wirbelsäulenverdrehung) zurückzuführen war. Lichtenberg wurde dadurch ein "Buckeliger". Er besuchte von 1752 bis 1761 das Darmstädter Pädagogium (Gymnasium). Von 1763 bis 1767 studierte er in Göttingen an der Georgia-Augusta-Universität Mathematik, Astronomie und Naturgeschichte. Göttingen gehörte damals zum Kurfürstentum Hannover, das in Personalunion von Georg II. von England mitregiert wurde.
Die englische Regierung zählte im 18. Jahrhundert zu den freiheitlichsten, in England selbst herrschte ein aufgeklärter Geist. Und die Göttinger Georgia-Augusta-Universität wurde in diesem Geiste geführt. Ab dem Jahr 1764 begann Lichtenberg, seine "Sudelbücher" zu führen. Es sind Notizbücher, in die er Lesefrüchte, Einfälle, ja ganze Ausarbeitungen sozusagen ins Unreine einträgt. Sie sollten später seinen Ruf als Begründer des deutschen Aphorismus ausmachen. Immer wieder erkrankte Lichtenberg. Doch andererseits machte ihn seine Krankheit sensibel für detaillierteste Beobachtungen. Seine feine Beobachtungsgabe richtete er auf Mitmenschen, Umwelt und naturwissenschaftliche Phänomene.
Sie zeichneten ihn aus als einen Beobachter, der er es verstand, die Beobachtungen scharfsinnig umzusetzen in psychologische Aphorismen, naturwissenschaftliche Kalenderbeiträge, satirische Schriften wie "Über die Pronunciation der Schöpse des alten Griechenlands verglichen mit der Pronunciation ihrer neueren Brüder an der Elbe", Großstadtbeschreibungen in den "Briefen aus England" oder in den berühmten Beschreibungen hogarthischer Kupferstiche. 1770 wurde er zum Professor Philosophiae Extraordinarius ernannt und lehrte an der Göttinger Universität bis zu seinem Tod reine und angewandte Mathematik, physikalische Geographie und Astronomie. Damals führte er die Experimentalphysik als anschaulichen Unterricht in die akademischen Lehrstunden ein.
Anhand von fliegenden Drachen führte er Versuche zur Gewitterelektrizität vor. Mit gasgefüllten Schweinsblasen machte er das Prinzip der fliegenden Ballons der Gebrüder Montgolfier deutlich. In dieser Weise verband er Lehre und Forschung. Bei seinen wissenschaftlichen Streifzügen schrammte er einige Male ganz nah an epochalen Erfindungen vorbei, die dann aber andere machten. So schrieb er in einem Aufsatz im "Göttingischen Magazin von gemeinnützigen Sachen" vom 14. Juni 1780 über das Prinzip des Blitzableiters. Darin nimmt er den "faradayischen Käfig" vorweg, der erst 1831 von dem englischen Naturforscher Michael Faraday entdeckt worden ist. Am 5. Juni 1783 stieg der Heißluftballon der Gebrüder Montgolfier auf.
Bereits 1782 experimentierte Lichtenberg für sich und in seinen Vorlesungen mit Gasen, die dieses Prinzip vertreten. Er ließ mit reinem Wasserstoff gefüllte Seifenblasen aufsteigen. Lichtenberg spürte in seinen Experimentalvorlesungen der Natur nach, er verließ sich nicht auf Lehrbücher. Dieser Skeptizismus im Sinne des Selbstdenkens und der Selbsttätigkeit zeichnete ihn auch aus. Als Naturwissenschaftler war er in Fachkreisen in ganz Deutschland und Europa bekannt. Er war Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen Gesellschaften in Göttingen, St. Petersburg oder London. Selbst Goethe fragte ihn 1793 nach seiner Meinung und um Rat zu seiner Farbenlehre.
Am 25. März 1770 unternahm Lichtenberg seine erste Englandreise - nach London. Auf der Sternwarte in Richmond empfing ihn König Georg III. In seinem Auftrag nahm Lichtenberg später die Ortsbestimmung von Hannover, Osnabrück und Stade vor, die zu einer außerordentlich exakten Arbeit geriet. 1773 zeigte er in der Schrift "Timorus" seine exzellenten Fähigkeiten als ironischer Autor und Aufklärer. Darin schrieb er gegen den Züricher Pfarrer Johann Kaspar Lavater, der den Berliner Aufklärer Moses Mendelssohn zum christlichen Glauben auffordert. Seine Ironie, die er bis zu einem hohen Grad an Bissigkeit auszubilden vermochte, kam auch in anderen Streitschriften zu Geltung wie "Epistel an Tobias Göbhard" (1776).
Am 29. August 1774 brach Lichtenberg zu seiner zweiten Englandreise auf. Am 26. Oktober 1775 überreichte er dem König das von ihm herausgegebene Nachlasswerk "Opera inedita" des bekannten Göttinger Astronomen Tobias Mayer. Aus dieser Zeit stammte die erste Großstadtbeschreibung in der deutschen Literatur. Lichtenberg beschreibt in den "Briefen aus England" im "Deutschen Museum" 1776 das großstädtische Treiben Londons hautnah. In England machte er weltmännische Bekanntschaften, wie zum Beispiel mit Georg und Johann Reinhold Forster, die James Cook auf seiner zweiten Weltumsegelung begleiteten, oder den Insulaner Omai aus der Südsee. Weiterhin begegnete er dort bekannten Wissenschaftlern wie James Watt oder Joseph Priestley.
Im Jahr 1777 entdeckte er die nach ihm benannten Lichtenbergischen Figuren, die die elektrostatische Entladung aufzeigen. Die Elektrizitätslehre war damals erst am Anfang, so dass diese Neuigkeit als Entdeckung mit Bedeutung eingestuft werden kann. Im selben Jahr erschien seine bekannt gewordene Streitschrift "Über Physiognomik wider die Physiognomen". Darin wehrt er sich gegen die Auffassung von Johann Kaspar Lavater, dass aus der Form der festen Körperteile, besonders des Gesichtes, der Charakter des Menschen abzulesen sei. Er empfiehlt dagegen eher die Pathognomik, das vorsichtige Lesen aus den weichen Körperteilen. Der Streit beschäftigte damals einen Großteil der Gelehrtenwelt. Ab 1778 gab Lichtenberg bis zu seinem Tod den Göttinger Taschenkalender heraus.
Er nutzte dieses zeitgenössisch beliebte Medium für naturwissenschaftliche, philosophische und unterhaltende Lektüre im Sinne der Aufklärung. Zu aktuellen naturwissenschaftlichen Neuigkeiten verfasste er anschauliche Kalenderartikel, wie zum Beispiel in dem Essay "Fortsetzung der Betrachtung über das Weltgebäude. Von Cometen" von 1787. Dabei verstand er es, mit Phantasie und Gedankenspielen vielfach über die Phänomene hinaus zu wissenschaftlichen Hypothesen zu gehen. Viele seiner Aufsätze im Kalender gelten als gelungene deutsche Literaturprosa wie auch "Amintors Morgenandacht" im Kalender von 1791. Die Erklärungen der Kupferstiche des englischen Kupferstechers William Hogarth im Kalender gelangten ebenfalls zu Berühmtheit. Es sind Szenen von der Straße, aus dem Leben.
Darin propagiert Lichtenberg unter anderem die Ästhetik des Alltags - versehen mit ironischen Seitenhieben. In seinen Kalenderartikeln schreibt Lichtenberg über Gesundheitsthemen wie über die Pflege der Augen oder über den Einfluss des Essens. Er klärt dort auf "Über Gewitterfurcht und Blitzableitung" (1794) oder macht im selben Jahr die Vorteile eines "Luftbades" deutlich. Zwei Jahre zuvor empfiehlt er "Im Schreiben des Herrn Hofrat Lichtenberg an den Herausgeber des Hannöverschen Magazins. Warum hat Deutschland noch kein öffentliches Seebad?" - Vorbilder waren die damals berühmten englischen Seebäder Bath und Margate. Lichtenbergs Vorschläge zu einer Seebad-Gestaltung wurden 1816 im Seebad Cuxhagen realisiert.
Von 1780 bis 1785 gab er zusammen mit Georg Forster das "Göttingische Magazin der Wissenschaften und Literatur" in loser Folge heraus. 1780 errichtete der Physikprofessor den ersten Blitzableiter in Göttingen. In diesem Zeitraum gab er auch zum erstenmal das Physikbuch seines früh verstorbenen Kollegen Johann Christian Polycarp Erxleben "Anfangsgründe der Naturlehre" heraus, das er insgesamt viermal mit Zusätzen aktualisierte und verbesserte. Bis ins erste Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts galt es als das Grundlehrbuch an allen deutschen Universitäten. Lichtenberg galt als eine Persönlichkeit auf den Gebieten der Naturwissenschaft und Literatur. 1794 fragte Friedrich Schiller bei Lichtenberg wegen einer Mitarbeit an den "Horen" an.
Der Göttinger Professor war einer der fleißigsten und bemerkenswertesten Briefschreiber seiner Zeit. Das Medium nutzte er nicht bloß zur Benachrichtigung, sondern ebenso zu mitteilsamen Ausarbeitungen wissenschaftlicher, philosophischer oder literarischer Gedanken. Dort wie in seinen Aphorismen offenbart er sich als ein detaillierter Beobachter und exzellenter Literat. Gerade die Aphorismen in den Sudelbüchern sind ein scharfes Abbild und tiefer Einblick in eine umfassende Welt, über die er mit entwaffnender Offenheit, Witz und Ironie schrieb. Bezeichnend dabei ist sein Konjunktivgebrauch zu vielen Gedankenspielen, Phantasien oder Skeptizismen.
Georg Christoph Lichtenberg verstarb am 24. Februar 1799.
Name:Georg Christoph Lichtenberg
Geboren am:01.07.1742
SternzeichenKrebs 22.06 - 22.07
Geburtsort:Ober-Ramstadt (D).
Verstorben am:24.02.1799
Todesort:Göttingen (D).
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