Jürgen W. Möllemann
Name:Jürgen W. Möllemann
Geboren am:15.07.1945
SternzeichenKrebs 22.06 - 22.07
Geburtsort:Augsburg (D).
Verstorben am:05.06.2003
Todesort:Marl-Loemühle (D).
Bereits während seiner Schulzeit trat er der CDU bei. 1965 legte Möllemann das Abitur ab, um danach seinen Wehrdienst bei den Fallschirmjägern der Bundeswehr zu leisten. Von 1966 bis 1969 absolvierte Möllemann ein Lehramtsstudium an der Pädagogischen Hochschule in Münster. Er legte 1969 und 1971 jeweils das erste und zweite Staatsexamen für die Fächerkombination Geschichte, Germanistik und Sport ab. Während der Studienzeit engagierte sich Möllemann als Vorsitzender des AStA an der westfälischen Universität. Zugleich trat er 1969 aus der CDU wieder aus. Möllemann begann seinen beruflichen Werdegang 1969 als Lehrer in Beckum. Nachdem er sich 1970 der FDP angeschlossen hatte, zog er 1972 als nordrhein-westfälischer Abgeordneter in den Deutschen Bundestag ein, in dem er bis 2000 vertreten war. Dort fungierte er bis 1975 als bildungspolitischer, dann bis 1982 als sicherheitspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. 1975 heiratete der Politiker die Studienrätin Carola M.-Appelhoff. In seinen Funktionen als FDP-Sprecher begann Möllemann für seine aufsehenerregenden, zum Teil voreiligen Verlautbarungen in den Medien bekannt zu werden.
Bei einem Nahostbesuch traf der FDP-Politiker 1979 mit Jassir Arafat zusammen: Zur Irritation der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit erhob Möllemann im Zusammenhang mit der Palästinenser-Frage erstmals schwere Vorwürfe gegen Israel. In den Jahren 1981/82 betätigte sich Möllemann in der freien Wirtschaft, um eine Münchener Public-Relations-Agentur mitzuleiten. 1982 versuchte er sich außerdem erfolglos als Neuherausgeber der Zeitschrift "Twen". Doch nach der Auflösung der sozialliberalen Regierungskoalition im September 1982 zog Möllemann in das neue konservativ-liberale Kabinett unter Helmut Kohl als Staatsminister im Auswärtigen Amt ein. 1983 zum Landesvorsitzenden der nordrhein-westfälischen Liberalen gekürt, lehnte Möllemann jedoch eine Kandidatur für das Amt des Ministerpräsidenten bei den Landtagswahlen von 1985 ab. Stattdessen stieg er in den folgenden Jahren zum Experten für Ost- und Sicherheitspolitik unter Außenminister Hans Dietrich Genscher auf. Im zweiten Kabinett Kohls, das im Frühjahr 1987 seine Arbeit aufnahm, wechselte Möllemann auf den Posten des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft. Infolge der Bundestagswahl von Ende 1990 wurde er im Januar 1991 unter der dritten konservativ-liberalen Regierung zum Bundeswirtschaftsminister berufen.
In dieser Funktion sah sich Möllemann der Herausforderung gegenüber, die finanz- und wirtschaftspolitischen Folgen der deutschen Wiedervereinigung etwa durch das Programm "Aufschwung Ost" zu bewältigen. Unter heftigem Widerstand von Regierungs-, Oppositions- und Gewerkschaftsseite initiierte der Bundeswirtschaftsminister ein Programm des radikalen Subventionsabbaus und der Sparpolitik. Im Januar 1993 zwang die sogenannte "Briefbogenaffäre", in der er mit amtlichen Vordrucken Werbung für die Firma eines Verwandten betrieben hatte, Möllemann zum Rücktritt von seiner Funktion als Bundeswirtschaftsministers. Mitte 1993 gründete der Politiker das Unternehmen "WEB/TEC", eine Wirtschafts- und Unternehmensberatung, in Düsseldorf. Zugleich mischte er sich zunächst noch als FDP-Landesvorsitzender von Nordrhein-Westfalen lautstark in die Bundespolitik der Partei ein. Im Herbst 1994 war Möllemann jedoch auch zum Rücktritt vom Vorsitz der NRW-FDP gezwungen, auf den er allerdings im Frühjahr 1996 zurückberufen wurde. Nach dem Regierungswechsel von 1998 kehrte der Politiker im Frühjahr 1999 als Beisitzer in das Präsidium der Bundes-FDP zurück, aus dem er 1994 ausgeschieden war. Nach der NRW-Landtagswahl vom Frühjahr 2000 stieg Möllemann zum FDP-Fraktionsvorsitzenden im Landtag auf.
Infolge der Wahl von Guido Westerwelle zum FDP-Bundesvorsitzenden im Mai 2001 wurde Möllemann zum stellvertretenden Vorsitzenden der Bundes-FDP gekürt. Im April 2002 bestätigte ein FDP-Parteitag den Vorsitzenden der NRW-FDP für weitere zwei Jahre im Amt. Der FDP-Politiker erhielt 1989 das Große Bundesverdienstkreuz. Neben seinem politischen Engagement war er außerdem von 1993 bis 2002 Aufsichtsratsvorsitzender von "FC Schalke 04". Seit 1996 stand er als Präsident der "Arabisch-Deutschen Vereinigung für Handel und Industrie e.V." vor. Im Vorfeld des Wahlkampfes zur Bundestagswahl 2002 trat Möllemann im Frühjahr 2002 als Gesundheitsexperte in das Kompetenzteam des FDP-Kanzlerkandidaten Westerwelle ein. Während des Wahlkampfes geriet Möllemann aufgrund seiner Unterstützung für den Parteieintritt Jamal Karslis in die NRW-FDP heftig unter Beschuss.
Der FDP-Landesvorsitzende unterstützte die Position Karslis, der anti-israelische Ressentiments geäußert hatte. In der anschließenden öffentlichen Debatte entspann sich eine vehemente, persönliche Auseinandersetzung zwischen Möllemann und dem Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel Friedman, in deren Verlauf der FDP-Politiker dem Funktionär des jüdischen Dachverbandes die Mitschuld an der Zunahme des Antisemitismus gab, damit aber selbst - bewusst oder unbewusst - auf eine typische Argumentationsstrategie des traditionellen Antisemitismus zurückgriff. Der von Möllemann provozierte "Antisemitismus-Streit" bescherte der FDP zwar einen kurzfristigen Mitgliederzuwachs, der anvisierte Stimmengewinn bei der Bundestagswahl blieb im September 2002 jedoch aus. Infolge der Wahlniederlage leitete die Führung der Bundes-FDP um Guido Westerwelle im Herbst 2002 eine verspätete Distanzierung von dem unbequemen Parteimitglied ein. Möllemann sah sich in der Folge vom Vorsitz der NRW-FDP ausgeschlossen. Ende November 2002 forderte die Parteileitung den unliebsamen Politiker überdies zum Austritt aus der FDP auf; andernfalls werde gegen ihn ein Parteiausschlussverfahren eröffnet.
Darauf folgte im November 2002 die prompte Ankündigung des unermüdlichen Politikers, nun eine eigene Partei ins Leben rufen zu wollen, die nun zum Sammelbecken jenes ressentimentgeladenen rechtsliberalen Lagers zu werden drohte, dem Möllemann bereits im Wahlkampf 2002 als Sprachrohr gedient hatte. Anfang Januar 2003 kündigte Möllemann nach gesundheitsbedingter Abwesenheit an, seine Mandate in Bundes- und Landtag wieder aktiv wahrnehmen zu wollen. Für den Fall einer Fortführung seines Parteiasschlussverfahrens erneuerte er seine Drohung, eine eigene Partei ins Leben zu rufen. Mitte März 2003 sah sich Möllemann schließlich gezwungen, der FDP durch seinen Parteiaustritt endgültig den Rücken zu kehren. Er kündigte jedoch an, seine Parlamentsmandate in Land- und Bundestag weiterhin wahrnehmen zu wollen. Nachdem am Morgen des 05. Juni 2003 der Bundestag die Immunität des Politikers aufgehoben hatte, eröffnete die Staatsanwaltschaft noch am selben Tag die Ermittlungen wegen des Verdachts von Schwarzgeldkonten und illegalen Parteispenden.
Während noch die Hausdurchsuchungen in internationalen Rahmen, u. a. auch im Privathaus des Politikers andauerten, stürzte Jürgen Möllemann am 5. Juni 2003 im nordrhein-westfälischen Marl-Lohmühle aus 4.000 Metern mit dem Fallschirm, den er zuvor bei 1.600 Metern offenbar selbst abtrennte, in den Freitod. Jürgen W. Möllemann hinterließ seine Ehefrau und drei Kinder. Die nach dem Unglück eingeleiteten staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wurden am 8. Juli 2003 ohne eindeutiges Ergebnis abgeschlossen: Während ein Fremdverschulden als Ursache ausgeschlossen werden konnte, blieb unklar, ob der tödliche Fallschirmabsturz Möllemanns ein Unfall oder Selbstmord war.
Name:Jürgen W. Möllemann
Geboren am:15.07.1945
SternzeichenKrebs 22.06 - 22.07
Geburtsort:Augsburg (D).
Verstorben am:05.06.2003
Todesort:Marl-Loemühle (D).
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