Die Ära der Concorde

Die turbulente Geschichte des Passagier-Überschallflugzeuges.

Am 5. November 1956 wurde das Supersonic Transport Aircraft Committee (STAC) gegründet. Seine Aufgabe bestand darin, die Möglichkeiten eines Überschallflugzeugs zu ermitteln. Rund sechs Jahre später vereinbarten Frankreich und Großbritannien vertraglich die Entwicklung und den Bau eines solchen Superfliegers. Die Abmachung sah eine Gemeinschaftsproduktion im Verhältnis 50:50 vor. Im Triebwerkbau ließ sich aber diese Aufteilung nicht durchhalten und so baute der britische Motorenhersteller Rolls-Royce zu 60% und der französische Triebwerkbauer Snecma zu 40% an den Hochleistungsaggregaten. Erstmals taucht am 13. Januar 1963 die Bezeichnung "Concorde" hinsichtlich des französisch-britischen Projektes in einer Rede des französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle auf. Am 11. Dezember 1967 rollte zum ersten Mal die Testversion "Concorde 001" mit dem Kennzeichen F-WTSS aus der Endmontagehalle in Frankreich. Die Wirtschaftskrise in Großbritannien verhinderte einen schnelleren Triebwerkbau, so dass die Concorde erst am 2. März 1969 zu ihrem Test-Jungfernflug in Toulouse abhob. Sie erreichte dabei eine Höhe von 3.000 m und eine Geschwindigkeit von rund 460 km/h.

Nach einer knappen halben Stunde landete der Testjet in Le Bourget. Der britische Prototyp "Concorde 002" machte seinen ersten Test am 9. April 1969. Die Überschall-Premiere fand am 1. Oktober dieses Jahres beim 45. Testflug statt. Für neun Minuten erreichte die Concorde 001 Mach 1,05 in einer Höhe von 11.000 m. Im Jahr darauf am 4. November flog der französische Prototyp mit doppelter Schallgeschwindigkeit Mach 2 in 15.000 m Höhe, ermöglicht durch die neuen, leistungsstärkeren Triebwerke Olympus 593-3B. Der Flug dauerte ca. 53. Minuten. Die englische Version zog damit einige Tage später nach. Alle Testflüge der künftigen Königin der Lüfte schnitten gut ab. Die Testversionen wurden auf Werbeflüge nach Dakar oder nach Südamerika geschickt, um ihre enormen Leistungen wirksam zu demonstrieren. So schafften sie Flugdistanzen von 8.000 km in etwas mehr als vier Stunden. Der Prototyp 001 absolvierte insgesamt 397 Testflüge und stellte am Ende mit Mach 2,23 den Geschwindigkeitsrekord für Verkehrsflugzeuge auf. Danach ging es an den Bau des ersten Serienmodells. Die britische Version folgte später.

Am 3. Dezember 1976 hob die erste britische Serien-Concorde 01 mit dem Kennzeichen G-AXDN zum Jungfernflug ab. Vor allem die Konkurrenz wie Boeing oder McDonnell Douglas stellten Großraumflugzeuge her und brachte das französisch-britische Flugzeugprojekt bei den Fluggesellschaften ins Hintertreffen. Die Concorde erreichte nicht die Passagierkapazitäten wie andere Flieger und war damit wirtschaftlich nicht so attraktiv. Ein beeindruckender Werbeflug sollte das Image aufpolieren. Die 02 flog am 5. Juni 1974 von Paris nach Rio de Janeiro und wieder zurück nach Paris. Sie legte die 22.000 km in weniger als 15 Stunden zurück. Nachdem die beiden Modelle 01 und 02 außer Dienst gestellt wurden, starteten die Linienmodelle 201 und 202. Die französische und britische Concorde wurden am 21. Januar 1976 in den Liniendienst gestellt. British Airways bot 100 Sitzplätze und Air France insgesamt 92. Am 14. November 1977 flog die Concorde erstmals die Linie Paris – New York. Doch eine gewinnträchtige Auslastung erreichten die Maschinen nicht. Die Überschallflugzeuge wurden stets subventioniert. Neben dem Interkontinentalflug wurden sie auch zu Diensten in Übersee oder Südamerika eingesetzt.

Die Concorde galt als technisches Wunderwerk und vor allem als sicher. Doch schon kurz nach Aufnahme des regulären Flugbetriebs begannen auch die Zwischenfälle. Am 14. Juni 1979 beschädigten Reifenteile Schaltkreise und Hydraulikleitungen. Immer wieder traten Vibrationen auf, so auch am 7. Februar 1997, an dem sich das dritte Triebwerk abschaltete und Triebwerk vier an Öldruck verlor. Die Konsequenz war, dass der Überschallflieger umgeleitet werden musste. Am 8. Oktober 1998 während des Flugs von London nach New York verlor die Maschine große Teile des Seitenruders und dennoch landete sie sicher am Ziel. Schließlich kam es am 25. Juli 2000 zum bislang schwersten Unglück: Kurz nach dem Start in Paris stürzte die Concorde mit 109 Passagieren an Bord auf ein Hotel. Ein Metallstück auf der Fahrbahn ließ laut Büro für Unfallermittlung (BEA) einen Reifen platzen, Teile davon durchschlugen Tanks in der Tragfläche und das auslaufende Kerosin entzündete sich. Das Metall, eine Lamelle, entstammte einer zuvor gestarteten DC-10 der Continental Airlines. Bei dieser Katastrophe starben insgesamt 113 Menschen.

Air France nahm die Maschine zunächst vom Flugplan, drei Wochen später folgte British Airways. Am 16. August des Jahres erließen britische und französische Luftfahrtbehörden ein Flugverbot für die Concorde und sperrten die Zulassung. Am 5. September 2001 erhielt die Concorde ihre Zulassung wieder, allerdings mit Auflagen der Verbesserung. Erstmals wieder nach dem Unglück startete eine Concorde der British Airways zu einem Transatlantikflug am 22. Oktober 2001. Nach Verbesserungen an Tanks und Reifen nahm Air France mit der Concorde den Atlantikflug wieder auf. Doch die Königin der Lüfte machte durch weitere Zwischenfälle negativ auf sich aufmerksam. Zudem kratzten sinkende Passagierzahlen und steigende Treibstoffkosten am Image des Superfliegers. Am 10. April 2003 ließen Air France und British Airways verlautbaren, dass sie aus wirtschaftlichen Gründen den Flugbetrieb mit der Concorde einstellen werden. Am 27. Juni 2003 flog die Concorde ein letztes Mal für Air France und am 24. Oktober 2003 für British Airways.

Die jüngste Maschine G-BOAF der Concorde-Flotte startete am 26. November 2003 zum historisch letzten Flug, der sie über den Golf von Biscaya führte und zurück nach Filton in England, dort wo Prototyp 002 zum Erstflug startete. G-BOAF steht dort seitdem im Luftfahrtmuseum. Andere Maschinen wurden in verschiedenen Museen untergebracht, wie zum Beispiel im Technikmuseum Sinsheim. Nach insgesamt mehr 240.000 Flugstunden war damit die insgesamt 40-jährige Concorde-Geschichte zu Ende.