Ferdinand Sauerbruch

Name:Ferdinand Sauerbruch

Geboren am:03.07.1875

SternzeichenKrebs 22.06 - 22.07

Geburtsort:Barmen (D).

Der Professor der Chirurgie gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Operateure des 20. Jahrhunderts. Der Mediziner ermöglichte durch sein Druckdifferenzverfahren in der pneumatischen Kammer die Entwicklung der Thoraxchirurgie. Außerdem entwickelte Ferdinand Sauerbruch eine Methode, um nach Armamputationen angelegte Prothesen durch Verbindung mit Muskelstümpfen willkürlich beweglich zu machen. Er veröffentlichte neben seinen großen Handbuchbeiträgen über die "Chirurgie des Brustfells" und die "Chirurgie der Lunge" das zweibändige Werk "Willkürlich bewegbare künstliche Hand". Als internationale Korifee wurde Sauerbruch häufig von Staatsoberhäuptern und berühmten Persönlichkeiten zu Konsultationen und Operationen in die verschiedensten Länder gerufen. Bis heute umstritten in seine Haltung in der Zeit des sogenannten Dritten Reichs...

Ferdinand Sauerbruch wurde am 3. Juli 1875 als Sohn eines Webereiangestellten in Barmen geboren.

Nach dem Tod des Vaters 1877 wuchs er im Haus seines Großvaters in ärmlichen Verhältnissen auf. Von 1895 bis 1902 studierte er Medizin in Marburg, Jena und Göttingen. Sauerbruchs Schwester und seine Mutter führten nach dem Tod des Großvaters den Handwerksbetrieb weiter und ermöglichen ihm die Ausbildung. 1901 wurde er als praktischer Arzt zugelassen. 1902 erfolgte seine Promotion in Medizin. Bis 1903 war Sauerbruch in Berlin, Erfurt und Kassel tätig. Von 1903 bis 1905 war er als Volontärarzt an der Chirurgischen Universitätsklinik in Breslau. Noch vor seiner Habilitation in Medizin im Jahr 1905 stellte er am 6. Juni 1904 im Rahmen des 33. "Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie" das von ihm entwickelte Druckdifferenzverfahren vor und lieferte damit die Grundlage für die Chirurgie im Brustraum. Bis dahin führte die Öffnung des Thorax zum Kollabieren der Lunge, so dass der Patient infolge ungenügender Atmung in akuter Lebensgefahr schwebte.

Im Jahr 1905 wurde Sauerbruch als chirurgischer Oberarzt an die Greifswalder Universitätsklinik berufen. Von 1907 bis 1908 wurde er Leiter der Poliklinik in Marburg. Sauerbruch forschte primär über Möglichkeiten und Grenzen der Organtransplantation. Am 3. Januar 1908 heiratete Sauerbruch. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor. 1910 erhielt Sauerbruch die Professur an der Züricher Universitätsklinik und wurde dort zum Direktor der Chirurgischen Klinik und Poliklinik des Kantonsspitals Zürich ernannt. Weiter gründete er eine Privatklinik, die von seiner Frau organisatorisch geleitet wurde. Sauerbruch gelang in dieser Zeit die Optimierung der operativen Behandlung der Lungentuberkulose. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 meldete sich Sauerbruch freiwillig zum Kriegsdienst. Diesen trat er als beratender Chirurg des XV. Armeekorps an.

Im Jahr darauf reichte er ein Beurlaubungsgesuch über die Züricher Universität ein, dem die deutsche Regierung zustimmte. Darauf widmete er sich der Entwicklung der "Sauerbruch-Hand" für Kriegsversehrte. Sie erlaubte, unter Einbeziehung von Muskelsträngen, Handbewegungen. Aus diesen Forschungen veröffentlichte er 1916 den ersten Teil seiner Publikation "Die willkürlich bewegbare künstliche Hand". 1918 wurde er als Professor an die Münchner Universität berufen. Hier entwickelte Sauerbruch die nach ihm benannte Umkipp-Plastik: Nach Entfernung eines z.B. durch Krebs zerstörten Oberschenkelknochens wird der gesunde Unterschenkelknochen in die Hüftgelenkpfanne verpflanzt. Der Unterschenkel wird durch eine Prothese ersetzt. 1920 und 1925 veröffentlichte er das zweibändige Werk "Chirurgie der Brustorgane" und den zweiten Teil von "Die willkürlich bewegbare künstliche Hand".

Im Jahr 1923 machte er die Bekanntschaft mit Erna Hanfstaengl, mit der er später zeitweilig eine Liebesbeziehung führte. Ab 1928 wurde Sauerbruch Professor für Chirurgie an der Berliner Charité und Leiter der Chirurgischen Universitätsklinik. Der Arzt, der Nachbar von Max Liebermann in Berlin war, wurde durch Liebermann in der Erzählung "Der Chirurg" portraitiert. 1931 gelang Sauerbruch die erste Beseitigung einer Ausbuchtung der Herzwand nach einem Infarkt. Nach 1933 lehnte Sauerbruch die nationalsozialistischen Werte ab, dennoch wurde er 1934 von Hermann Göring zum Staatsrat ernannt. Darüber hinaus wurde er 1937 mit dem Nationalpreis der NSDAP bedacht. Ab 1938 wurde Sauerbruch Herausgeber der Fachzeitschrift "Neue Deutsche Chirurgie". Ab 1941 nahm er an der sogenannten "Mittwochs-Gesellschaft" teil und protestierte gegen Euthanasieprogramme der NSDAP.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges beteiligte er sich am Wiederaufbau des Berliner Gesundheitswesens. Nach der Neugründung der "Chirurgischen Gesellschaft in Berlin" wurde er wieder zum Vorsitzenden gewählt. Trotz altersbedingter Beeinträchtigung seiner chirurgischen Sicherheit und geistigen Spannkraft operierte Sauerbruch bis in hohe Alter. Am 3. Dezember 1949 reichte er sein Gesuch in den Ruhestand ein. 1950 gab er den Bitten Westberliner Privatkliniken nach und betätigte sich wieder als Chirurg. 1951 veröffentlichte Sauerbruch seine Autobiographie mit dem Titel "Das war mein Leben".

Ferdinand Sauerbruch starb am 2. Juni 1951 in Berlin.




Ergänzende Personencharakterisierung

Frühe Jahre und medizinische Ausbildung

Schon früh entwickelte er ein starkes Interesse an der Medizin, das ihn dazu brachte, nach dem Abitur ein Medizinstudium in Marburg, Jena und Leipzig aufzunehmen. Seine akademische Ausbildung war geprägt von einer intensiven Auseinandersetzung mit den damals neuesten Entwicklungen in der Medizin, insbesondere in der Chirurgie. Sauerbruch zeigte schon während seines Studiums außergewöhnliches Talent und Ehrgeiz, was ihm bald die Aufmerksamkeit seiner Professoren einbrachte. Die fundierte medizinische Ausbildung, die er in verschiedenen renommierten deutschen Universitäten erhielt, legte den Grundstein für seine spätere Karriere als einer der bedeutendsten Chirurgen des 20. Jahrhunderts.

Pionierarbeit in der Thoraxchirurgie

Sauerbruch wurde international bekannt für seine bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der Thoraxchirurgie. In einer Zeit, in der Operationen am offenen Brustkorb mit extrem hohen Risiken verbunden waren, entwickelte er Methoden, die den Eingriff sicherer machten. Besonders berühmt wurde sein Unterdruckkammer-Verfahren, das es ermöglichte, den Brustkorb zu öffnen, ohne dass die Lunge kollabierte. Diese Erfindung revolutionierte die Chirurgie und eröffnete völlig neue Möglichkeiten für die Behandlung von Lungen- und Herzkrankheiten. Sauerbruchs Arbeiten legten den Grundstein für die moderne Thoraxchirurgie und machten ihn zu einem der führenden Mediziner seiner Zeit. Seine Innovationskraft und sein Mut, neue Wege zu gehen, trugen entscheidend dazu bei, die Überlebenschancen von Patienten bei komplizierten Eingriffen deutlich zu erhöhen.

Charakter und medizinisches Ethos

Ferdinand Sauerbruch war bekannt für seine kompromisslose Hingabe an die Medizin und seinen unermüdlichen Arbeitseifer. Er war ein Mann von großer Disziplin und unermüdlichem Streben nach Perfektion, was ihn zu einem gefürchteten, aber auch hochrespektierten Lehrer und Chirurgen machte. Seine Schüler und Kollegen bewunderten seine Fähigkeiten und sein umfassendes Wissen, auch wenn sie seinen strengen Führungsstil manchmal als einschüchternd empfanden. Sauerbruch war ein Visionär, der stets danach strebte, die Grenzen der medizinischen Möglichkeiten zu erweitern. Gleichzeitig war er jedoch auch ein pragmatischer Arzt, der wusste, dass Medizin nicht nur Wissenschaft, sondern auch Kunst und Erfahrung erfordert. Sein medizinisches Ethos war geprägt von der Überzeugung, dass der Arzt dem Patienten verpflichtet ist, und dass es seine höchste Pflicht ist, Leben zu retten und Leiden zu lindern, koste es, was es wolle.

Kontroversen und ethische Herausforderungen

Sauerbruchs Karriere war nicht frei von Kontroversen, insbesondere in Bezug auf seine Rolle während der NS-Zeit. Obwohl er kein Mitglied der NSDAP war, arbeitete er während des Dritten Reichs in führender Position als Chefchirurg an der Berliner Charité und behandelte hochrangige Nazi-Größen. Diese Zusammenarbeit mit dem Regime brachte ihm nach dem Krieg Kritik ein, obwohl es keine Beweise dafür gibt, dass er an nationalsozialistischen Verbrechen beteiligt war. Sauerbruchs Haltung während dieser Zeit war ambivalent: Einerseits nutzte er seine Stellung, um seine Patienten bestmöglich zu behandeln und sich für sie einzusetzen, andererseits bleibt die Frage nach seiner moralischen Integrität angesichts seiner Zusammenarbeit mit dem Regime eine offene und viel diskutierte. Diese ethischen Herausforderungen werfen ein komplexes Licht auf seine Persönlichkeit und seine berufliche Laufbahn.

Spätere Jahre und Vermächtnis

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs setzte Sauerbruch seine Arbeit in der Chirurgie fort, obwohl er zunehmend unter gesundheitlichen Problemen litt. Er veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten und blieb bis zu seinem Tod 1951 eine bedeutende Figur in der deutschen Medizin. Sein Einfluss auf die moderne Chirurgie ist unbestreitbar, und seine Methoden und Erfindungen werden bis heute in modifizierter Form angewendet. Sauerbruchs Vermächtnis ist das eines Pioniers, der durch seine Innovationen und sein unermüdliches Streben nach Exzellenz die Chirurgie revolutionierte. Seine Schüler und Nachfolger trugen seine Techniken und sein Wissen weiter, was ihn zu einem der prägenden Mediziner des 20. Jahrhunderts machte. Trotz der Kontroversen um seine Person bleibt Sauerbruch ein Symbol für die Fortschritte, die in der Medizin durch Mut, Entschlossenheit und wissenschaftlichen Ehrgeiz erreicht werden können.

Fazit: Ein komplexer und umstrittener Pionier

Ferdinand Sauerbruch war zweifellos einer der größten Chirurgen seiner Zeit, dessen Arbeit die moderne Medizin nachhaltig geprägt hat. Seine technischen Innovationen, insbesondere auf dem Gebiet der Thoraxchirurgie, haben das Leben unzähliger Patienten gerettet und die Chirurgie als Disziplin grundlegend verändert. Gleichzeitig war seine Karriere nicht frei von Schattenseiten, insbesondere in Bezug auf seine Rolle während der NS-Zeit, die bis heute kontrovers diskutiert wird. Sauerbruch verkörpert die Spannungen zwischen wissenschaftlicher Brillanz und den ethischen Herausforderungen, die sich in schwierigen politischen Zeiten stellen. Sein Leben und Werk bleiben ein Beispiel für die Komplexität medizinischen Handelns und die Notwendigkeit, wissenschaftlichen Fortschritt stets im Einklang mit ethischen Grundsätzen zu betrachten. Trotz aller Kontroversen bleibt Ferdinand Sauerbruch eine prägende Gestalt in der Geschichte der Medizin, deren Vermächtnis sowohl in den Fortschritten der Chirurgie als auch in den anhaltenden ethischen Debatten über die Rolle der Medizin in der Gesellschaft lebendig bleibt.


Name:Ferdinand Sauerbruch

Geboren am:03.07.1875

SternzeichenKrebs 22.06 - 22.07

Geburtsort:Barmen (D).