Gerhard Richter
Name:Gerhard Richter
Geboren am:09.02.1932
SternzeichenWassermann 21.01 - 19.02
Geburtsort:Dresden (D).
Aufgewachsen ist er in Reichenau und Waltersdorf in der sächsischen Oberlausitz. Richter absolvierte von 1948 bis 1951 eine Ausbildung zum Bühnen- und Werbemaler in Zittau. Danach studierte er von 1952 bis 1955 an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Er war in dieser Zeit unter anderem als Kulissenmaler und in einem Photolabor tätig. Unterrichtet wurde Richter von Karl von Appen, Ulrich Lohmar und Will Grohmann. 1955 bildete sein Wandgemälde "Abendmahl", mit Picasso als Zentralfigurfür, für die Mensa der Dresdner Akademie sein Vordiplom. 1956 gestaltete Richter im Dresdner Hygienemuseum ein weiteres Wandbild als Diplomarbeit mit dem Titel "Liegewiese". 1957 heiratete er Marianne (Emma) Eufinger. 1968 wurde Richters erste Tochter geboren. Von 1957 bis 1961 arbeitete Richter als Meisterschüler an der Akademie und als freier Maler mit Staatsaufträgen der DDR. 1961 kam er durch Flucht nach Westdeutschland. Seine in der DDR geschaffenen Kunstwerke musste er zurücklassen.
Richter zog nach Düsseldorf. Sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Karl Otto Götz vollzog er in den Jahren von 1961 bis 1963. Danach arbeitete er als Maler. Von 1962 bis 1982 betrieb er ein Atelier in Düsseldorf. 1967 lehrte er als Gastdozent an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg. Später, ab 1971, hatte er einen Lehrstuhl an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf inne – bis 1994. Von 1975 bis 1992 war er Mitglied der Berliner Akademie der Künste. Gastprofessuren erfüllte Gerhard Richter 1978 am Nova Scotia College of Art and Design im kanadischen Halifax und 1988 an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste, der Städelschule in Frankfurt a. M. Anfänglich wurde Gerhard Richter in seinem Schaffen von der französisch-amerikanischen Art informel inspiriert. Zentrales Merkmal ist die Gegenstandslosigkeit, die Richter bis zum Jahr 1962 in expressiver Weise gestaltete. Danach machte sich die Pop-Art von Roy Lichtenstein bemerkbar, dessen Arbeitsweise Richter zum eigenen neuen Stil führte.
Von da an beherrschten Schwarzweiß und Grautöne seine Werke, die er nach Vorlagen aus Zeitungs- oder anderen Fotografien anfertigte. Stets waren es banale Szenen, die er bearbeitete, wie zum Beispiel der Titel "Emma – Akt auf einer Treppe" (1966). Aber auch Motive aus der jüngeren Vergangenheit waren sein Thema, die er mit der typischen Unschärfe versah. Dafür stehen unter anderen die Bilder "Stukas" (1964) und "Onkel Rudi" (1965), wobei trotz der verschwommenen Darstellung eine Uniform der Nationalsozialisten zu erkennen ist. Später dienten Luftaufnahmen als Vorlagen für farbenfrohe Landschaftsbilder. Eine weitere Vorlage stammt von Schwarzweiß-Bildern aus Lexika von populären Persönlichkeiten, die Gerhard Richter zwischen 1971 und 1972 zu seiner Serie "48 Porträts" verarbeitete. 1973 entstand das Werk "1024 Farben" aus quadratischen Farbfeldern. 1976 änderte sich Richters Kunststil, indem er abstrakte Gemälde im Großformat anfertigte. Sie tragen nicht nur das Merkmal einer starken Farbigkeit, sondern auch von dickeren Farbschichten, die in ihrer Aufgerissenheit die Materialität des Werkstoffes offenbaren. Diese Technik realisiert Richter noch bis heute. Nebenbei hält er aber noch an seinen Fotobildern fest, die unter anderem eine Folge von Stillleben mit Kerzen und Totenschädeln in Farbe zeigen.
In seinen je aktuellen Historienbildern stellt der Künstler beispielsweise mit seinem in den Jahren 1987 und 1988 entstandenen zyklischen Werktitel "18. Oktober 1977" den Tod der RAF-Mitglieder Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe im Hochsicherheitstrakt der Stuttgart-Stammheimer Vollzugsanstalt dar. Richters Werke sind nach eigenen Angaben "ohne Stil, ohne Komposition, ohne Urteil" angefertigt worden. Er bezeichnete sie auch "Allerwelts-Bilder". Er verstehe Malerei als Analogie zum Unanschaulichen und Unverständlichen, denen nur die Malerei zur Anschauung verhelfe. Richter zog daraus den Schluss, dass gute Bilder unverständlich seien. Den Begriff "kapitalistischer Realismus" erfanden Gerhard Richter, Konrad Lueg und Sigmar Polke in ironischer Anspielung auf die offizielle DDR-Bezeichnung "Sozialistischer Realismus" als Kunstrichtung. Gerhard Richter ist ein vielgeehrter Künstler. So erhielt er 1967 den Kunstpreis "junger westen" der Stadt Recklinghausen, 1981 den Arnold-Bode-Preis in Kassel, 1985 den Oskar-Kokoschka-Preis in Wien, 1988 den Kaiserring der Stadt Goslar, 1995 den Wolf-Preis in Jerusalem, 1997 den Goldenen Löwe der 47. Biennale Venedig und den Praemium-Imperiale-Preis in Tokio.
Von 1982 bis 1993 war Richter mit der Bildhauerin Isa Genzken verheiratet. 1995 heiratete er seine ehemalige Schülerin Sabine Moritz. Aus der Beziehung gingen drei Kinder hervor. Das Paar ließ sich in Köln nieder. Richter wurde im Jahr 2004 mit dem Kunst- und Kulturpreis der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken geehrt. Laut "Kapital"-Kunstkompass aus dem Jahr 2004 wurde Gerhard Richter der gefragteste Künstler, gefolgt wird er von Sigmar Polke und dem Amerikaner Bruce Naumann. Am 20. August 2004 wurden die Gerhard-Richter-Räume im Dresdner Albertinum eröffnet. Hier werden 41 Werke als Dauerleihgabe ausgestellt. 2005 wurde in Dresden das Gerhard Richter Archiv ins Leben gerufen. 2007 beteiligte er sich an der documenta 12, Kassel. Im selben Jahr wurde in der Südquerhausfassade des Kölner Doms sein 113 m² großes Fenster aus 11.500 Quadraten aus mundgeblasenem Echt-Antik-Glas in 72 unterschiedlichen Farben eröffnet. Die Arbeit war ein Geschenk Richters an den Kölner Dom.
Frühe Prägungen und künstlerische Entwicklung
Gerhard Richter wuchs in einer Zeit auf, die von den politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen des Zweiten Weltkriegs geprägt war. Die Schrecken des Krieges und die Erfahrung des Lebens in der DDR hinterließen tiefe Spuren in Richters persönlicher und künstlerischer Entwicklung. Bereits in jungen Jahren zeigte Richter Interesse an der Malerei, doch seine Ausbildung an der Kunstakademie in Dresden war stark vom sozialistischen Realismus geprägt, der die offizielle Kunstrichtung in der DDR darstellte. Nach seiner Flucht in den Westen im Jahr 1961 begann Richter in Düsseldorf ein neues Leben und studierte an der Kunstakademie unter Karl Otto Götz. Diese Zeit markierte den Beginn seiner künstlerischen Befreiung und prägte seine experimentelle Herangehensweise, die sich später als wesentlich für sein Werk erweisen sollte.
Künstlerische Vielseitigkeit und die Frage nach der Realität
Gerhard Richter ist bekannt für seine außergewöhnliche Vielseitigkeit und seine Bereitschaft, sich immer wieder neu zu erfinden. Er ist ein Künstler, der sich niemals auf einen Stil festlegen ließ, sondern verschiedene Techniken und Ansätze erforschte, von fotorealistischen Gemälden bis hin zu abstrakten Arbeiten. Richters frühe Werke, insbesondere seine „Fotobilder“, thematisieren die Beziehung zwischen Malerei und Fotografie, indem sie Fotografien als Vorlage für hyperrealistische Malereien nutzten. Diese Werke werfen Fragen nach der Realität und der Wahrnehmung auf – ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch Richters gesamtes Schaffen zieht. Seine fotorealistischen Arbeiten stehen in starkem Kontrast zu seinen späteren abstrakten Werken, die durch kräftige Farben und dynamische Strukturen gekennzeichnet sind. Diese stilistische Vielseitigkeit zeugt von Richters tiefem Interesse an der Erforschung des Mediums Malerei und seiner Fähigkeit, unterschiedliche Ausdrucksformen zu beherrschen.
Reflexion über Geschichte und persönliches Trauma
Ein zentraler Aspekt in Richters Werk ist die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und seinem eigenen Erbe. In Gemälden wie „Onkel Rudi“ (1965) und „18. Oktober 1977“ (1988) setzt sich Richter mit der NS-Zeit und der deutschen Nachkriegsgeschichte auseinander. Diese Werke sind oft düster und bedrückend und spiegeln Richters tief empfundene Skepsis gegenüber Ideologien und Geschichtsnarrativen wider. Besonders in „18. Oktober 1977“, das sich mit den Ereignissen rund um die Rote Armee Fraktion (RAF) beschäftigt, zeigt sich Richters Fähigkeit, das Persönliche und das Politische auf eindringliche Weise zu verbinden. Seine Reflexionen über Geschichte und Trauma, sowohl auf nationaler als auch auf persönlicher Ebene, sind ein wesentlicher Bestandteil seiner Arbeit und haben ihm internationale Anerkennung als Künstler eingebracht, der komplexe historische Themen in eine universelle Bildsprache überträgt.
Die Bedeutung von Zufall und Kontrolle
In Richters abstrakten Arbeiten wird die Bedeutung des Zufalls besonders deutlich. Er ist bekannt für seine Technik des „Rakels“, bei der er Farbe auf die Leinwand aufträgt und dann mit einem großen Rakel über die Fläche zieht, um zufällige Muster und Texturen zu erzeugen. Diese Technik steht im Gegensatz zu der Präzision und Kontrolle, die seine fotorealistischen Werke auszeichnen. Für Richter sind Zufall und Kontrolle zwei Seiten derselben Medaille: Während seine realistischen Gemälde einen kontrollierten, fast wissenschaftlichen Ansatz zur Darstellung der Realität zeigen, lassen seine abstrakten Werke Raum für das Unvorhersehbare. Diese dualistische Herangehensweise spiegelt Richters philosophische Überzeugung wider, dass es keine eindeutige Wahrheit gibt, sondern dass die Realität immer mehrdeutig und unbeständig ist. Indem er den Zufall als integralen Bestandteil seiner Kunst zulässt, schafft Richter Werke, die sich jeder eindeutigen Interpretation entziehen.
Persönlichkeit und künstlerische Zurückhaltung
Gerhard Richter ist bekannt für seine Zurückhaltung und seine Abneigung gegenüber dem Starkult, der viele zeitgenössische Künstler umgibt. Trotz seines internationalen Ruhms bleibt er ein Künstler, der die Aufmerksamkeit auf seine Werke lenken will, nicht auf sich selbst. Richter gibt selten Interviews und vermeidet es, seine Werke in einer bestimmten Weise zu interpretieren oder zu erklären. Diese Zurückhaltung hat dazu geführt, dass seine Kunst oft als geheimnisvoll und schwer zugänglich wahrgenommen wird, doch sie ist auch Ausdruck von Richters Überzeugung, dass Kunst für sich selbst sprechen sollte. Seine Bescheidenheit und sein unermüdliches Streben nach künstlerischer Integrität haben ihm den Respekt von Kritikern und Kollegen eingebracht. Richter bleibt trotz seines kommerziellen Erfolgs und seiner Anerkennung durch die Kunstwelt ein Künstler, der sich den Trends widersetzt und stets nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten sucht.
Einfluss und Vermächtnis
Gerhard Richter gilt heute als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Künstler des 20. und 21. Jahrhunderts. Sein Werk hat die Malerei in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts maßgeblich geprägt und beeinflusst weiterhin Generationen von Künstlern. Seine Fähigkeit, verschiedene Stile und Techniken zu meistern und dabei stets die Frage nach der Wirklichkeit und ihrer Darstellung im Mittelpunkt zu halten, macht ihn zu einem Künstler von zeitloser Relevanz. Richters Werke sind weltweit in den bedeutendsten Museen und Galerien zu sehen, und seine Versteigerungserlöse erreichen regelmäßig Rekordpreise. Doch trotz dieses enormen Erfolgs bleibt Richter ein Künstler, der seine Arbeit eher als fortlaufenden Prozess denn als abgeschlossenes Werk betrachtet. Sein Vermächtnis liegt nicht nur in den physischen Werken, die er hinterlassen wird, sondern auch in seiner unermüdlichen Erforschung der Möglichkeiten und Grenzen der Malerei.
Fazit: Ein Meister der Vielseitigkeit und der künstlerischen Reflexion
Gerhard Richter ist ein Künstler, der sich durch seine außergewöhnliche Vielseitigkeit und sein tiefes Nachdenken über die Natur der Realität und der Kunst auszeichnet. Seine Arbeiten, die von fotorealistischen Gemälden bis hin zu kraftvollen abstrakten Kompositionen reichen, spiegeln seine ständige Auseinandersetzung mit den Fragen nach Wahrheit, Wahrnehmung und Darstellung wider. Richter hat sich stets geweigert, sich auf einen Stil festzulegen, und hat stattdessen seine künstlerische Praxis als eine fortlaufende Erforschung der Möglichkeiten der Malerei verstanden. Seine Werke laden den Betrachter ein, die Komplexität der Realität und der menschlichen Erfahrung zu hinterfragen und zu reflektieren. Mit seinem immensen Einfluss auf die moderne Kunst und seiner kompromisslosen künstlerischen Integrität bleibt Gerhard Richter eine der wichtigsten und faszinierendsten Figuren der zeitgenössischen Kunstwelt.
Name:Gerhard Richter
Geboren am:09.02.1932
SternzeichenWassermann 21.01 - 19.02
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