Muammar al-Gaddafi

Name:Moammar al Gaddafi

Alias:Muammar al-Gaddafi

Geboren am:19.05.1942

SternzeichenStier 21.04 - 21.05

Geburtsort:Sirte (LY).

Verstorben am:20.10.2011

Todesort:Sirte (LY).

Der libysche Revolutionsführer stellte seit dem Militärputsch (1969 bis 1979) von 1979 bis 2011 das Staatsoberhaupt von Libyen. Er beteiligte sich in führender Position am Sturz des regierenden Königs Idris. Seither bestimmte er als ehemaliger Generalsekretär des Allgemeinen Volkskongresses die Politik der Volksdschamahiriyya Libyen. Seit Ausrufung der "Arabischen Republik Libyen" regierte Moammar al Gaddafi sein Land in wechselnden Positionen als Staats- und Regierungschef. Mit dem Einkommen aus Libyens großem Ölvorkommen schuf er die Grundlagen eines Sozialstaates. Nach zahlreichen internationalen Konflikten bemühte sich Gaddafi, nach dem Zusammenbruch des Ostblocks, sein Land für westliche Einflüsse zu öffnen. Indes wurde er der am längsten regierende Herrscher Libyens und einer der am längsten herrschenden Machthaber außerhalb von Monarchien. Mit massiver Unterstützung aufständischer Rebellen durch die NATO erfolgte im "Arabischen Frühling" 2011 der Sturz des Diktators...
Moammar al Gaddafi wurde am 19. Juni 1942 bei Sirte in Tripolitanien als Sohn einer Beduinenfamilie geboren.

Sein Studium beendete er an der libyschen Militärakademie in Bengasi im Jahr 1963. Darauf folgte eine glänzende militärische Karriere, in der sich Gaddafi als Offizier der libyschen Armee zu einer der einflussreichsten Personen des oppositionellen "Bundes freier Offiziere" entwickelte. Aus dieser Position gelang ihm am 1. September 1969, in einem unblutigen Militärputsch, als Revolutionsführer der Sturz des regierenden Königs Idris I. In der Folge erklärte Gaddafi das Land zur "Arabischen Republik Libyen". Dabei wurde er unter verschiedenen Titeln neuer Staats- und Regierungschef des Landes sowie Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Von 1969 bis 1977 war er Vorsitzender des Revolutionsrates und in den Jahren 1970 bis 1972 zugleich Ministerpräsident und Verteidigungsminister. Von 1977 bis 1979 fungierte er als Staatspräsident und Generalsekretär des Allgemeinen Volkskongresses.

Gaddafi verstaatlichte alle ausländischen Erdölunternehmen und Banken und ließ die britischen und amerikanischen Militärstützpunkte schließen. Mit dem Einkommen aus Libyens großem Ölvorkommen schuf Gaddafi die Grundlagen eines Sozialstaates. Indes unterstützte er aber auch verschiedene terroristische und gewaltbereite Organisationen, wie die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO, die "Irisch-Republikanische Armee" bis hin zu muslimischen Separatisten in Thailand und auf den Philippinen. Gaddafi setzte sich für die arabische Einheit ein und entwickelte verschiedene Pläne für einen Zusammenschluss Libyens mit weiteren arabischen Staaten. Seine Vorstellung eines nordafrikanisch-arabischen Staatenbundes von Ägypten bis Marokko blieb jedoch unverwirklicht. Im Nahostkonflikt entwickelte sich der Staatschef zu einem der schärfsten Gegner Israels.

Gaddafi geriet durch seine Haltung in Konflikt mit der US-amerikanischen Regierung, weshalb er die Annäherung an die Sowjetunion suchte. 1973 wurde Libyen in territoriale Konflikte mit dem benachbarten Tschad verwickelt. Trotz eines gegenseitigen Waffenstillstandabkommens, den die "Organisation für Afrikanische Einheit" (OAU) im Jahr 1987 ausgehandelt hatte, zog sich Libyen erst im Mai 1994 endgültig aus dem Norden des Tschad zurück. Innenpolitisch führte Gaddafi eine kulturelle und soziale Revolution, die den Islam als die Grundlage der Politik mit arabischem Nationalismus und Elementen des Wohlfahrtsstaates verband. Gaddafis Vision eines Mittelweges zwischen Kommunismus und Kapitalismus auf der Basis des Islam formulierte er im "Grünen Buch". Mit großem finanziellem Aufwand unterstützte er den Ausbau der Infrastruktur, den Bau von sozialen Einrichtungen und Wohnbauten.

Dabei proklamierte Gaddafi 1977 den sogenannten "jamahiriyah" ("Staat der Masse"). 1979 legte er alle offiziellen Ämter nieder. Gaddafi behielt jedoch als "Führer der Revolution" seinen Einfluss. Ab Mitte der 1980er Jahre avancierte Gaddafi in den USA als einflussreicher Förderer und Geldgeber des internationalen Terrorismus zum Ziel militärischer Angriffe. 1986 ordnete US-Präsident Ronald Reagan als Vergeltung für die vorgeworfene Beteiligung Libyens an terroristischen Anschlägen auf US-Bürger, die Bombardierung von Tripolis und Bengasi an. Bei den Kriegshandlungen wurde Gaddafi verletzt. Eine Tochter sowie zahllose weitere Menschen fielen den Angriffen zum Opfer. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks öffnete Gaddafi Anfang der 1990er Jahre sein Land für westliche Einflüsse. Unmissverständlich stellte er sich 1990 im Golfkrieg "Desert Storm" gegen die irakische Besatzung von Kuwait.

Im Oktober 1993 behauptete sich Gaddafi gegen eine innere Militärrevolte. Im April 1999 lieferte Libyen zwei mutmaßliche Terroristen aus, die von amerikanischen und britischen Behörden als Verantwortliche für den Terroranschlag auf die US-amerikanische Zivilmaschine der PanAm Airline über Lockerbie galten. Bei diesem Anschlag verloren im Jahr 1988 über 270 Menschen ihr Leben. Die Auslieferung der mutmaßlichen Terroristen trug zur Entspannung um Gaddafi bei, der erst nach Verhandlungen mit dem südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela nach über zehn Jahren einlenkte. Bis dahin leugnete Gaddafi eine libysche Beteiligung an dem Anschlag und nahm dabei auch seit 1992 Sanktionen der Vereinten Nationen gegen Libyen in Kauf. Im September 1999 lud Gaddafi zur Sonderkonferenz der "OAU" in Sirte, bei der er sich für die Gründung der "Vereinigten Staaten von Afrika" aussprach.

Ziel sei ein enges Bündnis der afrikanischen Staaten, wodurch der Kontinent Afrika eine größere Bedeutung in der globalisierten Welt und den Vereinten Nationen gewinnen würde. Im Juli 2000 stimmte die "OAU" auf ihrer regulären Gipfelkonferenz der Errichtung einer "Afrikanischen Union" im Grundsatz zu. Auf einem weiteren Gipfeltreffen der "OAU" im März 2001, das wieder in Gaddafis Heimatstadt Sirte stattfand, vereinbarten die Teilnehmerstaaten auf Betreiben Gaddafis bereits erste konkrete Schritte in Richtung auf den politischen und wirtschaftlichen Zusammenschluss der afrikanischen Staaten, und bereits zwei Monate später unterzeichneten die afrikanischen Staaten einen Vertrag zur Gründung der Afrikanischen Union. Bisher noch zögernde Staaten ließen sich u. a. dadurch für die Afrikanische Union überzeugen, dass Gaddafi Bereitschaft zur Finanzierung einer Reihe der neu zu schaffenden Institutionen signalisierte.

Die Schaffung der Afrikanischen Union bedeutete für Gaddafi einen großen internationalen politischen Erfolg. Im Sommer 2000 bemühte sich Gaddafi erfolgreich um die Freilassung mehrerer Geiseln, darunter Deutsche und Franzosen, die wochenlang von muslimischen Rebellen auf den Philippinen festgehalten worden waren. Vermutlich suchte Gaddafi durch diese Aktion auch den Ausbau der Beziehungen zwischen der EU und Libyen voranzutreiben. 2003 gab Moammar al Gaddafi bekannt, dass Libyen die Entwicklung von Massenvernichtungswaffen betreibe, dass er aber bereit sei, dieses Programm aufzugeben. Gaddafis Verhältnis zum Westen hatte sich seitdem entspannt. Im März 2004 besuchte Englands Premierminister Tony Blair Libyen und durchbrach damit die lange Isolation des Landes. Im Oktober 2004 folgte der Staatsbesuch von Bundeskanzler Gerhard Schröder. Gaddafi wurde indes der am längsten regierende Herrscher in Libyen und einer der am längsten herrschenden Machthaber außerhalb von Monarchien überhaupt, wodurch rund 80 Prozent der seinerzeitigen Libyer unter seiner Herrschaft geboren wurden.

Nach der Hinrichtung des irakischen Diktators Saddam Hussein am 30. Dezember 2006 ordnete Gaddafi eine dreitägige Staatstrauer für sein Land an. Indes konkretisierten sich seine Pläne von der Abwendung des US-Dollars hin zur Einführung eines afrikanischen Gold-Dinars, als einheitliche afrikanische Währung, zur gemeinsamen Nutzung des faktischen Reichtums des Kontinents. Bereits 1996 und 2000 fanden hierzu erste Konferenzen unter den afrikanischen Staats- und Regierungschefs statt. 2008 wurde er von über 200 afrikanischen Königen und traditionellen Stammesherrschern als "König der Könige" von Afrika ausgerufen. Anfang 2011 rief Gaddafi die afrikanischen und muslimischen Nationen zur Umsetzung und Einführung des Gold-Dinars auf, um ein Gegengewicht zum Euro und Dollar zu platzieren. Insbesondere Erdöl sollte, neben anderen Rohstoffen, weltweit in dieser Währung gehandelt werden. Ausgehend von der Revolution in Tunesien, kam es ab Dezember 2010, in der arabischen Welt, zum beginn eine Serie von Protesten, die in Medien bald als "Arabischer Frühling" bezeichnet wurde.

Ein kleiner Kreis gewaltbereiter Stämme schloss sich den Protesten an und rief im Frühjahr zum Sturz Gaddafis auf. Dieser reagierte mit aller Härte gegen die sich ausweitenden Gewaltproteste. Bis Februar verlor Gaddafi die Kontrolle über weite Teile des libyschen Ostens an die Rebellen. Nach einer UN-Resolution wurde ein Flugverbot über Libyen verhängt. Zur Durchsetzung traten die Vereinigten Staaten, Frankreich, Kanada und mehrere westeuropäische Staaten mit der Operation "Unified Protector" am 31. März 2011 in den Krieg ein. Allein in den ersten drei Tagen des NATO-Einsatzes in Libyen flog das Militärbündnis insgesamt 547 Lufteinsätze. Bis Kriegsende wurden es knapp 20.000 NATO-Einsätze mit schwersten Waffen, denen mindestens 30.000 Menschen zum Opfer fielen. Seit dem 22. August 2011 galt Gaddafi als abgesetzt; seit dem 27. Juni 2011 wurde er als mutmaßlicher Kriegsverbrecher und wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit mit weltweitem Haftbefehl gesucht.

Moammar al Gaddafi starb während der Gefechte am 20. Oktober 2011 in Sirte.



Ergänzende Personencharakterisierung

Frühes Leben und ideologische Prägung

Seine frühe Kindheit verbrachte er in bescheidenen Verhältnissen, geprägt von den traditionellen Werten der Beduinenkultur. Diese prägten Gaddafis starkes Gefühl für Unabhängigkeit und Stolz auf seine Herkunft. Schon in jungen Jahren entwickelte er ein starkes politisches Bewusstsein, das durch die Kolonialgeschichte Libyens und die Unterdrückung durch ausländische Mächte geschärft wurde. Gaddafi bewunderte Persönlichkeiten wie Gamal Abdel Nasser, den ägyptischen Präsidenten, der eine panarabische Bewegung anführte, die Gaddafis eigene politischen Vorstellungen stark beeinflusste. Diese Ideale der arabischen Einheit und des Antikolonialismus sollten später zu Eckpfeilern seiner Herrschaft werden.

Machtergreifung und politische Ideologie

1969 führte der 27-jährige Gaddafi einen unblutigen Militärputsch an, der König Idris I. stürzte und die Monarchie in Libyen beendete. Er etablierte die Libysche Arabische Republik und verkündete eine Mischung aus Arabischem Nationalismus, Sozialismus und Islam, die er als "Dritte Internationale Theorie" bezeichnete. Diese Ideologie sollte eine Alternative zum Kapitalismus des Westens und zum Kommunismus des Ostens bieten. Gaddafi betrachtete sich als Revolutionär und setzte sich für die Idee der Volksmassenherrschaft ein, die in seinem Grünen Buch dargelegt ist. Dieses Buch propagierte die Idee der direkten Demokratie, in der Macht und Ressourcen unmittelbar von den Bürgern ausgeübt und kontrolliert werden sollten, doch in der Praxis entwickelte sich Gaddafis Herrschaft zunehmend autoritär und repressiv.

Führungsstil und Machtkonsolidierung

Gaddafi war ein charismatischer, aber unberechenbarer Führer, der es meisterhaft verstand, seine Macht zu konsolidieren und abweichende Stimmen zu unterdrücken. Sein Führungsstil war geprägt von einem komplexen Netz aus Patronage, Repression und Propaganda. Er nutzte die enormen Öleinnahmen des Landes, um eine loyale Anhängerschaft zu sichern und gleichzeitig seine Gegner zu schwächen. Gaddafi inszenierte sich als „Bruderführer“ und „Führer der Revolution“ und etablierte ein System, in dem alle politischen Institutionen und militärischen Strukturen direkt unter seiner Kontrolle standen. Obwohl er offiziell auf den Titel eines Präsidenten verzichtete, hielt er de facto die absolute Macht in Libyen inne. Seine Herrschaft wurde zunehmend von einer Paranoia geprägt, die sich in einer strikten Überwachung der Bevölkerung und der brutalen Unterdrückung von Dissidenten manifestierte.

Außenpolitik und internationale Beziehungen

In der internationalen Arena verfolgte Gaddafi eine ambivalente Politik, die von antiimperialistischem Eifer und der Unterstützung für revolutionäre Bewegungen auf der ganzen Welt geprägt war. Er stellte sich als Führer der arabischen und afrikanischen Welt dar und förderte zahlreiche militante Gruppen, die er als Freiheitskämpfer betrachtete. Diese Politik führte zu Spannungen mit westlichen Ländern, insbesondere mit den Vereinigten Staaten, die ihn als Förderer des internationalen Terrorismus betrachteten. Die Bombardierung von Libyen durch die USA im Jahr 1986 nach einem Terroranschlag, der Libyen zugeschrieben wurde, markierte einen Höhepunkt dieser Feindseligkeiten. Dennoch gelang es Gaddafi, sich in den 2000er Jahren wieder international zu rehabilitieren, indem er Entschädigungen für die Opfer des Lockerbie-Anschlags zahlte und auf sein Atomwaffenprogramm verzichtete. Diese Schritte führten zur Aufhebung internationaler Sanktionen und zu einer vorübergehenden Annäherung an den Westen.

Persönlichkeit und öffentlicher Auftritt

Gaddafi war bekannt für seine exzentrische Persönlichkeit und seinen oft bizarren öffentlichen Auftritt. Er kleidete sich in auffälligen, teils traditionell-libyschen, teils militärischen Gewändern und trug seine Reden oft stundenlang vor, in denen er eine Mischung aus politischer Philosophie und Verschwörungstheorien präsentierte. Gaddafi stilisierte sich als ein Mann des Volkes, der in einem Beduinenzelt residierte, selbst bei Staatsbesuchen im Ausland. Sein Lebensstil und seine Art, die Macht auszuüben, machten ihn zu einer umstrittenen und oft karikaturhaften Figur in den internationalen Medien. Doch hinter dieser Fassade verbarg sich ein scharfer Stratege, der seine Gegner oft geschickt gegeneinander ausspielte und seine Position in Libyen über vier Jahrzehnte lang verteidigte.

Niedergang und Sturz

Gaddafis Herrschaft endete abrupt im Jahr 2011, als der Arabische Frühling auch Libyen erreichte. Die Proteste gegen seine Herrschaft entwickelten sich schnell zu einem bewaffneten Aufstand, der von der NATO unterstützt wurde. Gaddafi zeigte sich unnachgiebig und kämpfte bis zum bitteren Ende gegen die Rebellen, wobei er versuchte, seine Macht zu behaupten. Doch die internationale Intervention und der zunehmende Widerstand im eigenen Land führten schließlich zu seinem Sturz. Am 20. Oktober 2011 wurde Gaddafi in seiner Heimatstadt Sirte gefangen genommen und von Rebellen getötet. Sein Tod markierte das Ende einer Ära in Libyen, hinterließ jedoch ein Machtvakuum, das das Land in einen anhaltenden Bürgerkrieg und politische Instabilität stürzte.

Vermächtnis und Nachwirkung

Muammar al-Gaddafi hinterließ ein ambivalentes Vermächtnis. Auf der einen Seite wird er von einigen als revolutionärer Führer gesehen, der Libyen modernisierte, den Reichtum des Landes durch die Verstaatlichung der Ölindustrie sicherte und eine unabhängige Außenpolitik verfolgte. Auf der anderen Seite wird seine Herrschaft von vielen als autoritär, repressiv und brutal betrachtet, insbesondere angesichts der Menschenrechtsverletzungen und der Unterdrückung jeglicher Opposition. Gaddafis Bemühungen, Libyen zu einem Zentrum des panafrikanischen und panarabischen Nationalismus zu machen, blieben unvollendet und trugen letztlich zu seiner Isolation auf der internationalen Bühne bei. Die Nachwirkungen seines Sturzes sind in Libyen bis heute spürbar, da das Land weiterhin unter den Folgen des Bürgerkriegs und der politischen Fragmentierung leidet. Gaddafis Einfluss und die Spaltungen, die er hinterließ, prägen die politische Landschaft Libyens und die Wahrnehmung seiner Herrschaft sowohl innerhalb des Landes als auch weltweit.


Name:Moammar al Gaddafi

Alias:Muammar al-Gaddafi

Geboren am:19.05.1942

SternzeichenStier 21.04 - 21.05

Geburtsort:Sirte (LY).

Verstorben am:20.10.2011

Todesort:Sirte (LY).