Walter Jens
Name:Walter Jens
Geboren am:08.03.1923
SternzeichenStier 21.04 - 21.05
Geburtsort:Hamburg (D).
Verstorben am:09.06.2013
Todesort:Tübingen (D).
Von 1933 an besuchte er das Hamburger Johanneum. Nach dem Abitur, das er kriegsbedingt bereits 1941 ablegte, studierte er Germanistik und Klassische Philologie, zunächst in seiner Heimatstadt Hamburg, danach in Freiburg. Wegen seines schweren Asthmaleidens blieb er von einem Kriegseinsatz verschont. Er promovierte 1944 zum Dr. phil. Vier Jahre später habilitierte er sich in Tübingen. Ab 1950 lehrte er dort Klassische Philologie. 1956 wurde er in Tübingen zum Professor für Klassische Philologie berufen. 1957 veröffentlichte er die Erzählung "Das Testament des Odysseus" sowie "Statt einer Literaturgeschichte". Ab 1963 leitete er den neu errichteten Lehrstuhl für Allgemeine Rhetorik bis zu seiner Emeritierung.
Ab 1950 war Walter Jens Mitglied der Schriftstellervereinigung "Gruppe 47". Jens veröffentlichte zahlreiche philologische Facharbeiten. Einem breiteren Publikum wurde er bekannt als Herausgeber, Romanschriftsteller, Kritiker, Rundfunk- und Fernsehautor, Redner sowie als Bearbeiter und Übersetzer antiker und biblischer Texte. So übersetzte er beispielweise eine Bibel. Bekannte Romanstücke aus den 1950er und Anfang der 1960er Jahre sind die Utopie "Nein - Die Welt der Angeklagten" und der fiktive Briefwechsel über das Scheitern mit dem Titel "Herr Meier". Vielfach enthalten die Romane von Walter Jens Reflexionen über Literatur. Weiterhin schuf er zahlreiche literaturkritische Schriften. Einen großen Anteil an seinem Gesamtwerk nehmen die Bearbeitung biblischer und antiker Stücke und Stoffe ein.
Von 1947 bis 1955 erschienen zahlreiche Werke mit antifaschistischen Themen, mit denen sich Walter Jens gegen die restaurative Politik der Bundesrepublik wandte. In der bewegten Zeit Ende der sechziger Jahre äußerste sich Walter Jens mit radikaldemokratischem Engagement zur Entwicklung Deutschlands. Von 1963 bis 1985 wirkte er unter dem Pseudonym Momos als fernsehkritischer Mitarbeiter der Wochenzeitung "Die Zeit". Von 1976 bis 1982 und nach dem Tod Martin Gregor Dellins bis 1989 war Walter Jens Präsident des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland. 1976 erschien sein Titel "Republikanische Reden". In den Jahren zwischen 1989 und 1997 leitete er die Akademie der Künste in Berlin als ihr Präsident. Im Oktober 1998 wurde Walter Jens mit der Ernst-Reuter-Plakette geehrt.
In seinem Erzählwerk schildert Walter Jens die Gegenwart mit einem Stil, der sich ans Abstrakte nähert und dabei rational bleibt. Auch im fortgeschrittenen Alter behielt Walter Jens seine demokratische Auffassung und Streitbarkeit bei. So mischte er sich in die Wahl des Unwortes des Jahres 2000 ein und schlug den von Unionsfraktionschef Friedrich Merz verwendeten Begriff "Deutsche Leitkultur" vor. Damit seien für ihn Erinnerungen an den Nationalsozialismus verbunden. Andererseits lehnte er diesen Begriff deshalb ab, weil Kultur nicht zu dirigieren und weil sie offen und widersprüchlich sei. Jens erinnerte daran, dass viele Ausländer die deutsche Sprache "eleganter" beherrschten als zahlreiche Deutsche selbst. Er sprach sich dafür aus, dass Ausländer in Deutschland ihre kulturelle Identität beibehalten sollten.
In seinen literaturkritischen Texten spricht er sich aus für einen Typus des modernen Romans, der Philosophie, Dichtung und Wissenschaft in sich zusammenfasst. Sein utopisches Stück "Nein - Die Welt der Angeklagten" über einen totalitären Staat steht in der Tradition von Franz Kafka. Danach entwickelte Walter Jens eigene Stoffe über den Wandel der Welt und die Zerrissenheit der Realität. Zusammen mit seiner Frau schrieb Walter Jens die Biografie "Frau Thomas Mann. Das Leben der Katharina Pringsheim" über die Frau von Thomas Mann, Katharina Mann. Dazu hat das Autoren-Ehepaar erstmals Katharina Manns Briefwechsel mit ihrer Mutter und ihren Kindern ausgewertet.
Dabei kamen sie zu dem Schluss, dass Katharina Mann keineswegs ein von ihrem Mann bestimmtes Leben in dessen Schatten geführt hat, sondern stets ihren eigenen Willen lebte. Ebenso mit seiner Frau Inge veröffentlichte Walter Jens 2004 die Werke "Eine deutsche Universität" und 2005 "Katias Mutter".
Walter Jens starb am 9. Juni 2013 in Tübingen.
1951 - Der Blinde, Erzählung
1952 - Vergessene Gesichter, Roman
1955 - Der Mann, der nicht alt werden wollte, Roman
1957 - Das Testament des Odysseus, Erzählung
1957 - Statt einer Literaturgeschichte, Essay
1958 - Ilias und Odyssee. Nacherzählt von Walter Jens
1959 - Die Götter sind sterblich, Essay
1961 - Deutsche Literatur der Gegenwart
1963 - Herr Meister. Dialog über einen Roman
1963 - Dialog über einen Roman
1963 - Literatur und Politik
1966 - Die rote Rosa, Fernsehspiel
1968 - In Sachen Lessing. Vorträge und Essays
1969 - Von deutscher Rede
1972 - Am Anfang der Stall
1974 - Der tödliche Schlag
1975 - Der Fall Judas, Erzählung
1976 - Republikanische Reden
1978 - Zur Antike
1981 - Ort der Handlung ist Deutschland
1983 - Der Untergang
1985 - Studentenalltag
1985 - Dichtung und Religion
1986 - Die Friedensfrau, Drama
1989 - Reden
1998 - Aus gegebenem Anlass
1992 - Einspruch. Reden gegen Vorurteile
1994 - Vergangenheit gegenwärtig. Biographische Skizzen
2000 - Der Römerbrief. Neu übersetzt
2003 - Frau Thomas Mann (mit Inge Jens)
2004 - Eine deutsche Universität (mit Inge Jens)
2005 - Katias Mutter (mit Inge Jens)
Preis der Amis de la Liberte
1959
Deutscher Jugendliteraturpreis
1968
Lessing-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg
1981
Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf
1984
Adolf-Grimme-Preis
1988
Alternativer Büchnerpreis; Theodor-Heuss-Preis zusammen mit Inge Jens
1989
Hermann-Sinsheimer-Preis
1990
Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik
1997
Bruno Snell-Plakette für beispielhaftes Wirken in Wissenschaft und Gesellschaft der Universität Hamburg
2002
Predigtpreis
2003
Corine zusammen mit seiner Frau Inge Jens
Name:Walter Jens
Geboren am:08.03.1923
SternzeichenStier 21.04 - 21.05
Geburtsort:Hamburg (D).
Verstorben am:09.06.2013
Todesort:Tübingen (D).
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