Carl Gustav Jung wurde am 26. Juli 1875 im schweizerischen Kesswyl als Sohn des evangelisch-reformierten Pfarrers Johann Paul Achilles Jung geboren.
Jung besuchte von 1886 bis 1895 das Gymnasium in Basel. Anschließend studierte er dort von 1895 bis 1900 Medizin. Seinem Wunsch entsprechend, sich auf die Psychiatrie zu spezialisieren, wurde er nach seinem Studienabschluss Assistent bei Professor Eugen Bleuler an der psychiatrischen Klinik "Burghölzli" in Zürich. 1902 promovierte er mit seiner Arbeit "Zur Psychologie und Pathologie sogenannter okkulter Phänomene". Im Jahr darauf heiratete er Emma Rauschenbach, mit der er insgesamt fünf Kinder hatte. Von 1903 bis 1905 war er Volontärarzt und von 1905 bis 1909 Oberarzt am "Burghölzli". An der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich war er außerdem von 1905 bis 1913 Privatdozent. Jung machte sich mit den Lehren des Psychoanalytikers
Sigmund Freud bekannt, und es entwickelte sich eine fruchtbare Zusammenarbeit. Jung brachte ein profundes Wissen auf den Gebieten Paläontologie, Zoologie, Biologie und Archäologie mit.
Vor diesem Hintergrund untersuchte er die Reaktionen von Probanten auf Reizwörter. Dabei prägte er den Begriff "Komplexe", der mittlerweile zum Universalbegriff wurde. Diese Forschungen wurden international anerkannt. 1910 wurde Jung erster Präsident der "Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung" in Nürnberg. Seine Veröffentlichung "Wandlungen und Symbole der Libido" (1911/1912) bedeutete die Trennung von Freud, denn darin erläuterte Jung eine abweichende Libido-Theorie. Für ihn war nicht mehr die kindliche Sexualität ausschlaggebend für die Libido, er stellte diesbezüglich den generellen Willen zur Liebe heraus. In der Folge seiner Forschungen und Vorträge prägte Jung den für seine Forschungsrichtung relevanten Begriff der "Analytischen Psychologie", den er erstmals bei Vorträgen vor der "Psycho-Medical-Society" in London im August 1913 verwendete. Damit war die analytische Schule der Psychologie als eigene tiefenpsychologische Richtung geboren. Im Zusammenhang mit der Abkehr Freudscher Theorien, gab Jung 1914 seinen Vorsitz in der Psychoanalytischen Vereinigung auf.
Zwischen 1917 und 1918 diente er als Sanitätsarzt in einem britischen Internierungslager. Am Ende des Ersten Weltkrieges wandte sich Jung der Gnosis zu. Das religiöse Thema beschäftigte ihn von da an sein Leben lang. 1921 erschien die Arbeit "Psychologische Typen", die als sein wichtigstes Werk gilt. Darin hat er die Persönlichkeitstypen des introvertierten und extrovertierten Menschen und das Verhältnis von Bewusstsein und Unbewusstem beschrieben. Eine Reise nach Nordafrika im selben Jahr, 1921, ermöglichte ihm Einblicke in fremde Kulturen. Ebenso weitere Reisen zu den Puebloindianern nach Nordamerika (1924/1925) und zu den Elgonyis nach Ostafrika (1925/1926). Während dieser Besuche studierte er die Mythologien dieser Völker, die ihm hilfreich für die Erarbeitung seiner eigenen Mythologie waren; weiterhin stützte er sich dabei auf die ausgedehnten Träume in seiner Kindheit. In seinen weiteren Arbeiten, wie zum Beispiel in "Die Beziehungen zwischen dem Ich und dem Unbewussten" (1928) erforschte er das Unterbewusste. 1932 erhielt er den Literaturpreis der Stadt Zürich. Zwischen 1933 und 1941 wurde er als Professor an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich tätig.
Im Jahr 1934 veröffentlichte er das Werk "Wirklichkeit der Seele". Im selben Jahr erfolgte in Bad Nauheim die Gründung der Internationalen Gesellschaft für ärztliche Psychotherapie, deren erster Präsident er wurde. 1937 hielt er die Vorträge "Psychologie und Religion", die später, 1940, als Buchform erschienen. Weiter publizierte er "Versuch einer psychologischen Deutung des Trinitätsdogmas" sowie mit Károly Kerényi "Einführung in das Wesen der Mythologie" (1941). 1944 wurde er als Professor für Medizinische Psychologie an die Universität Basel berufen. In Zürich erfolgte 1948 die Gründung des C.-G.-Jung-Instituts. 1952 erschien "Antwort auf Hiob". In dem Spätwerk "Mysterium Coniunctionis" (1955/1956) sind psychologische, alchemistische und religiöse Themen zusammengefasst. Seit 1957 entstand das autobiografische Werk "Erinnerungen, Träume, Gedanken", wobei der Titel stark an die Träume und Phantasien in seiner Kindheit erinnert, die seine spätere Arbeit stark beeinflussten. "Erinnerungen, Träume und Gedanken" wurde auf eigenen Wunsch erst posthum 1962 veröffentlicht.
Im Jahr 1957 erfolgte in Basel die Gründung er International Association for Analytical Psychology. 1958 wurde sein Gesamtwerk herausgegeben. Jungs Kulturbegriff gestaltete sich aus dem Religiösen und Psychischen. Das Bewusstwerden der inneren Vorgänge vermittelt dem Menschen das Verständnis von sich selbst – als Sinn von Religion und Psychologie. In dieser Bedeutung steht er besonders der katholischen Kirche nahe, in deren Glaubensvorstellungen er Vorgänge erkannte, die für ihn psychisch ausbeutbar waren. Besonders in seinem Vortrag "Versuch einer psychologischen Deutung des Trinitätsdogmas" wurde diese Deutungsrichtung klar. Jungs Persönlichkeit und Interessen waren indes uneinheitlich. Einerseits gab er sich gnostischen Schriften, dem Religiösen, Geheimnisvollen und Spiritismus hin, andererseits versuchte er all diese Phänomene wissenschaftlich zu erklären. Dabei war immer wieder der rote Faden des Religiösen zu erkennen, der sein ganzes Leben durchzog.
Die Religion bedeutete für Jung die Möglichkeit zu einer tiefen verständnisvollen Einsicht in den Menschen. Die Jungschen Archetypen waren ohne religiöses Verständnis nicht vorstellbar. Diese Archetypen oder Urbilder, beispielsweise Begegnung mit dem Tod oder anderen Ereignissen, machen das kollektive Unbewusstsein aus und offenbaren sich nicht nur in Märchen, Phantasien und Mythen, sondern auch im Religiösen. Mit seinem überindividuellen kollektiven Unbewussten erweiterte er Freuds Vorstellung vom individuellen Unbewussten. 1960 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Basel erhoben.
Carl Gustav Jung starb am 6. Juni 1961 in Küsnacht bei Zürich.