Wolodymyr Selenskyj

Selenskyj wuchs in einer multiethnischen jüdischen Familie auf. Diese kulturelle Vielfalt prägte seinen Blick auf die Ukraine und ihre Rolle in der Welt. Er besuchte die Schule in seiner Heimatstadt, und im Anschluss folgte ein Diplomstudium der Rechtswissenschaft am Institut der Nationalen Wadym-Hetman-Wirtschaftsuniversität in Kiew. Danach begann er eine Karriere als Schauspieler. 1997 gründete Selenskyj die nach seinem Stadtviertel benannte Kabarettgruppe "Kwartal 95" (95. Wohnblock) mit. Die Truppe tourte fünf Jahre von Moskau aus durch Staaten der ehemaligen Sowjetunion. 2003 heiratete er Olena Selenska (geb. Kijaschko). Landesweit populär wurde er 2006 durch seine Teilnahme an der ukrainischen Version von "Dancing with the Star". Hier wurde er zu einem der bekanntesten Comedians des Landes; landesweite Berühmtheit als Schauspieler erlangte er darauf mit der Fernsehserie "Diener des Volkes", in der er einen einfachen Lehrer spielte, der zum Präsidenten der Ukraine gewählt wird.

Im Jahr 2019 beschloss er auch real als Kandidat für das Amt des Präsidenten zu kandidieren; er gewann die Wahl mit großer Mehrheit und wurde am 20. Mai 2019 als Nachfolger von Petro Poroschenko und als jüngster Präsident in der Geschichte der Ukraine vereidigt. Kurz darauf löste er das Parlament auf und kündigte Neuwahlen innerhalb der nächsten zwei Monate an, da seine Partei noch über keine eigene Mehrheit im Parlament verfügte. Mit seiner neugegründete Partei "Sluha narodu" (Diener des Volkes) erhielt er darauf bei der Wahl am 21. Juli mit 254 von 424 Sitzen die absolute Mehrheit. Im Anschluss startete er seine Bemühungen, die Korruption im Land zu bekämpfen. Er enthob zahlreiche Politiker ihrer Ämter, auch in den eigenen Reihen, um ein Zeichen zu setzen für Transparenz und Verantwortlichkeit. Weiter setzte er sich Innenpolitisch für eine Reihe von Reformen ein. Neben der Bekämpfung von Korruption engagierte er sich für die Stärkung der Rechtsstaatlichkeit. Weiter bemühte er sich um wichtige Schritte, um den Frieden in der Ostukraine wiederherzustellen, wo es seit Jahren zu Konflikten mit prorussischen Separatisten gekommen war.

Im Jahr 2020 setzte er sich dafür ein, dass die Ukraine in der COVID-19-Pandemie den internationalen Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus folgte. Er arbeitete dabei eng mit anderen Ländern und Organisationen zusammen. Am 24. Februar 2022 begann der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Am 28. Februar 2022, vier Tage nach Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine, unterzeichnete er einen EU-Mitgliedsantrag, am 23. Juni 2022 wurde die Ukraine offiziell der Kandidatenstatus zum EU-Beitritt zugesprochen. Anlässlich des ersten Jahrestages dieses Ereignisses dankte Selenskyj den Ukrainern für ihren Durchhaltewillen und ihre Tapferkeit im Kampf gegen die russische Aggression. Indes spielte die globale Social-Media-Öffentlichkeit eine bedeutende Rolle in Selenskyjs Präsidentschaft. Er nutzte geschickt die Macht der sozialen Medien, um direkt mit den Menschen zu kommunizieren und seine Botschaften zu verbreiten. Sein Auftritt unter den Bedingungen einer globalen Social-Media-Öffentlichkeit veränderte die Art und Weise, wie politische Führer mit der Öffentlichkeit interagieren.

Trotz der internationalen Anerkennung und des Lobes, das Selenskyj für seine Führungsrolle im Konflikt mit Russland erhielt, gab es auch Kritik und Unzufriedenheit; viele Menschen beklagten sich, dass die Milliardenhilfen für die Ukraine nicht ausreichend bei ihnen ankamen und dass der Haushalt des Landes weiterhin stark von der Unterstützung des Westens abhängig war. Besonders diskutiert wurde Selenskyjs Umgang mit den US-Geheimdienstinformationen und Warnungen vor dem Krieg. Einige Kritiker warfen ihm vor, die Gefahr eines Angriffs aus Moskau heruntergespielt zu haben, was zur mangelnden Vorbereitung der Bevölkerung auf den Angriff führte und möglicherweise Menschenleben gefährdete. Trotz aller Herausforderungen und Kritik wurde Selenskyj international zum Symbol des ukrainischen Widerstands gegen Russland. Seine Entschlossenheit wurde von vielen Experten und Analysten gewürdigt. 2023 wurde Selenskyj mit dem renommierten Karlspreis ausgezeichnet. Am 30. September 2022 reichte die Ukraine einen Antrag zur beschleunigten Mitgliedschaft bei der NATO ein.