Friedrich Wilhelm Nietzsche wurde als Sohn des Pfarrers Carl Ludwig Nietzsche und dessen Frau Franziska Nietzsche, geborene Oehler, am 15. Oktober 1844 im sächsischen Röcken bei Lützen geboren.
Die Familie zog 1850 nach Naumburg an der Saale. Die Umstellung vom Land auf die Stadt bereitete Friedrich Wilhelm Nietzsche Schwierigkeiten. So wurde er erst in einer privaten Einrichtung unterrichtet und ging dann ab 1852 auf das Dom-Gymnasium in Naumburg. Bereits mit zehn Jahren verfasste er Gedichte und Kompositionen. Von 1858 bis 1864 besuchte er das Gymnasium Schulpforta in Naumburg, das damals den Ruf als eines der bedeutendsten Bildungseinrichtungen Deutschlands genoss. Die Ausbildung, die er dort erhielt, war der Grundstein zu seiner späteren Tätigkeit als Philologe. Von 1864 bis 1868 studierte Nietzsche in Bonn und Leipzig Philologie. Schon das Jahr darauf wurde er auf Empfehlung seines Lehrers, des Philologen Friedrich Wilhelm Ritschl, Professor an der Baseler Universität. Ab 1871 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand durch ein Augenleiden, das nicht nur mit viel Schmerzen verbunden war, sondern auch mit fast vollständiger Erblindung.
Im Jahr 1878 musste er deswegen die Professur ablegen. Zehn Jahre später verfiel Friedrich Nietzsche in den Wahnsinn. Nietzsche, von schwächlicher Körpergestalt, war ein Außenseiter und Einzelgänger, der die Menschen mied und sich ungewandt in der Welt bewegte. Ihn persönlich störten diese Eigenschaften wie auch seine kleinbürgerliche Herkunft. Nietzsches Ideal war der Übermensch, in vielen Aspekten also das Gegenteil von ihm. Diese Vorstellung bewirkte nicht nur ein fiktives Dasein, sondern er schuf sich durch seine Idee vom Übermenschen eine Art Mythos von sich selbst. 1872 erschien seine erste Veröffentlichung "Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik", die vor den Augen seines Lehrers Ritschl kein gutes Urteil erhielt. Von 1873 bis 1876 entstanden die "Unzeitgemäßen Betrachtungen", in denen seine glühende Anhängerschaft gegenüber dem Philosophen
Arthur Schopenhauer und dem Komponisten
Richard Wagner, mit dem er sich später aber wieder zerstritt, hervortrat.
Zugleich lehnte er darin den Theologen David Friedrich Strauß und den Historismus ab. Das Werk "Die Fröhliche Wissenschaft" (1882), das in endgültiger Fassung 1886 vorlag, wurde die Vorstufe zu seinem Hauptwerk "Also sprach Zarathustra. Ein Buch für alle und Keinen" (erster Teil 1883). Darin werden die drei Entwicklungsstufen des Menschen beschrieben, die mit der Abhängigkeit beginnen, sich fortsetzen zur erkämpften Freiheit und in den eigenen Werten enden. Sein eigentliches Hauptwerk sollte eine Arbeit mit dem Titel "Der Wille zur Macht" werden. Über eine Menge von Aphorismen und Notizen, die dann unter anderem von seiner Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche herausgegeben wurden, kam die Arbeit nicht hinaus. Nietzsches philosophische Auffassung war stark geprägt von Darwins Selektionstheorie und der Willensmetaphysik Schopenhauers. Sie waren ihm Grundlage für seine Idee vom Übermenschen, der alles Krankhafte auszulöschen hat.
Der Übermensch konkretisierte sich für Nietzsche in den Herrenmenschen der Renaissance wie beispielsweise in Cesare Borgia. Das Christentum machte er verantwortlich für eine "Sklavenmoral", weswegen er es ablehnte. Die bürgerliche Moral stufte er als verlogen ein und das Hohe sah er durch den Pöbel gefährdet. In seiner Metaphysik begründete Nietzsche alles Dasein als eine durch den Machtwillen geschaffene Erscheinungsform. Das menschliche Dasein begriff er als eine "ewige Wiederkehr", die unausweichlich ist. Wegen dieser Unausweichlichkeit riet er, dem Schicksal zu folgen. Denn eine andere Möglichkeit gibt es nicht für den Menschen. In seiner Amor-fati-Formel steckt die freudige Anerkennung des bestehenden Daseins. Nietzsche wehrte sich gegen das spekulative Denken; darin liegt auch seine eigentliche Bedeutung als Philosoph. Weiterhin hat er vor allen Dingen dadurch Geltung erreicht, dass er in seinen Beiträgen stets dafür plädierte, das Denken in das Leben einzubeziehen.
Nietzsche war ein scharfsichtiger Kritiker und ein Schriftsteller mit einem ungewöhnlichen Potenzial an Sprachschöpfungen. Dadurch verschaffte er sich den Ruf als bedeutendster Aphoristiker und Essayist. Der Zugang zu seinem Werk wird erschwert durch seine intellektuelle Vortragsform. Besonders die Existenzialphilosophie orientierte sich an der Philosophie Nietzsches. Die geistige Übernahme der Nationalsozialisten, besonders von der Vorstellung des Herrenmenschen, scheiterte daran, dass Nietzsche sowohl Antisemitismus als auch den deutschen Nationalsozialismus rigoros ablehnte. Zu den weiteren wichtigen Werken zählen "Menschliches, Allzumenschliches" (T. I + II 1886/1879), "Morgenröte" (1881), "Jenseits von Gut und Böse" (1886), "Zur Genealogie der Moral" (1887), "Der Fall Wagner" (1888), "Der Anti-Christ", "Dionysos – Dithyramben" (1888), "Götzen-Dämmerung" (1889), "Nietzsche contra Wagner" (1889) und "Ecce homo" (1889). Nachdem er 1888 in geistige Umnachtung verfiel, pflegte ihn seine Schwester Elisabeth Förtser-Nietzsche bis zu seinem Tod.
Friedrich Wilhelm Nietzsche starb am 25. August 1900 in Weimar.