Mascha Kaléko
Name:Golda Malka Aufen
Alias:Mascha Kaléko
Geboren am:07.06.1907
SternzeichenZwillinge 22.05. - 21.06
Geburtsort:Österreich-Ungarn (heute Polen).
Verstorben am:21.02.1975
Todesort:Zürich (CH).
Aufgewachsen ist sie in ärmlichen Verhältnissen. Zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges übersiedelte sie mit ihrer Mutter und Lea, ihrer Schwester, nach Deutschland, wo sie sich in Frankfurt am Main niederließen. 1916 zog die Familie weiter nach Marburg. 1918 zogen sie weiter nach Berlin, wo sie in Spandau wohnend die Schulzeit verbrachte. 1922 schlossen ihre Eltern die Ehe, worauf sie vom Vater adoptiert wurde und den Namen Engel annahm. 1925 wurde sie in der Verwaltung der Arbeiterfürsorge der jüdischen Organisationen Deutschlands als Auszubildende tätig.
Indes besuchte sie an der Lessing-Hochschule sowie der Humboldt-Universität in Berlin die Abendkurse in Philosophie und Psychologie. Am 31. Juli 1928 heiratete sie den Hebräisch-Lehrer Saul Aaron Kaléko. Gegen Ende der 1920er Jahre kam Mascha Kaléko mit der künstlerischen Avantgarde Berlins in Kontakt. Dabei lernte sie etwa Else Lasker-Schüler, Erich Kästner, Kurt Tucholsky und Joachim Ringelnatz kennen. 1929 veröffentlichte Mascha Kaléko erste Zeitungsgedichte in der Zeitung "Querschnitt". 1930 folgten Veröffentlichungen von Gedichten in der "Vossischen Zeitung" und im "Berliner Tagblatt".
Im Jahr 1933 erschien bei Rowohlt "Das lyrische Stenogrammheft". Dieses wurde begeistert rezensiert und ein Verkaufserfolg. Im Mai 1933 wurde ihr Gedichtband bereits von den Nazis verbrannt, als sich herausgestellt hatte, dass sie Jüdin war. 1934 druckte Rowohlt dennoch ihr "Kleines Lesebuch für Große" und 1935 eine Neuauflage des Erstlings. Indes erfolgte die Scheidung von Saul Aaron Kaléko. Um 1937 heiratete sie den Dirigenten und Musikwissenschaftler Chemjo Vinaver. Mit ihm und dem gemeinsamen Sohn Evjatar emigrierte sie 1938 in die USA. Der Verlust von Heimat und Muttersprache traf sie schwer. Folgende Gedichte wurden stark von diesem Kummer geprägt.
Ihre Arbeit als Werbetexterin und Kinderbuchautorin sicherte in dieser Zeit das spärliche Einkommen der Familie. Am 6. Dezember 1945 beteiligte sie sich am New Yorker Progressive Literary Club, eine von Heinrich Eduard Jacob gegründete Initiative zur Pflege der deutschen Literatur im Exil zum Gedenken verstorbener Dichter. Kurz darauf kehrte sie nach Deutschland zurück, wo sie alsbald wieder als Dichterin weitreichende Anerkennung fand. Heinrich Maria Ledig-Rowohlt verlegte darauf erfolgreich 1956 "Das Lyrische Stenogrammheft. Verse vom Alltag". 1960 wurde sie mit dem Fontane-Preis ausgezeichnet, den sie jedoch öffentlich ablehnte, da sich in der Jury auch ein ehemaliges SS-Mitglied befand.
Dem Wunsch ihres Mannes folgend wanderte Mascha Kaléko 1966 nach Israel aus. Hier litt sie erneut unter dem Verlust der kulturellen Identität und der daraus resultierenden Isolation. 1968 verstarb ihr Sohn in New York. 1973 verstarb im Mann Vinaver. Trotz dieser Schicksalsschläge fand sie erneut die Kraft zu schreiben. 1971 und 1973 veröffentlichte sie die Werke "Wie''s auf dem Mond zugeht" und "Hat alles seine zwei Schattenseiten". 1974 erwuchs mit dem Wunsch in ihre alte Heimat Berlin noch einmal zurückzukehren neuer Lebensmut.
Mascha Kaléko starb am 21. Januar 1975 in Zürich an Magenkrebs.
Großstadtliebe
Man lernt sich irgendwo ganz flüchtig kennen
Und gibt sich irgendwann ein Rendezvous.
Ein Irgendwas, `s nicht genau zu nennen -
Verführt dazu, sich gar nicht mehr zu trennen.
Beim zweiten Himbeereis sagt man sich "du".
Man hat sich lieb und ahnt im Grau der Tage
Das Leuchten froher Abendstunden schon.
Man teilt die Alltagssorgen und die Plage,
Man teilt die Freuden der Gehaltszulage,
...Das Übrige besorgt das Telephon.
Man trifft sich im Gewühl der Großstadtstraßen.
Zu Hause geht es nicht. Man wohnt möbliert.
Durch das Gewirr von Lärm und Autorasen,
Vorbei am Klatsch der Tanten und der Basen
Geht man zu zweien still und unberührt.
Man küßt sich dann und wann auf stillen Bänken,
Beziehungsweise auf dem Paddelboot.
Erotik muß auf Sonntag sich beschränken.
...Wer denkt dran, an später noch zu denken?
Man spricht konkret und wird nur selten rot.
Man schenkt sich keine Rosen und Narzissen,
Und schickt auch keinen Pagen sich ins Haus.
Hat man genug von Weekendfahrt und Küssen,
Läßt mans einander durch die Reichspost wissen.
Per Stenographenschrift ein Wörtchen: "aus"!
Kinder reicher Leute
Sie wissen nichts von Schmutz und Wohnungsnot,
Von Stempelngehn und Armeleuteküchen.
Sie ahnen nichts von Hinterhausgerüchen,
Von Hungerslöhnen und von Trockenbrot.
Sie wohnen meist im herrschaftlichen Haus,
Zuweilen auch in eleganten Villen.
Sie kommen nie in Kneipen und Destillen,
Und gehen stets nur mit dem Fräulein aus.
Sie rechnen sich jetzt schon zur Hautevolée
Und zählen Armut zu den größten Sünden.
Nicht mal ein Auto...? Nein, wie sie das finden!
Ihr Hochmut wächst mit Pappis Portemonnaie.
Sie kommen meist mit Abitur zur Welt,
Zumindest aber schon mit Referenzen -
Und ziehn daraus die letzten Konsequenzen:
Wir sind die Herren, denn unser ist das Geld.
Mit vierzehn finden sie, der Armen Los
Sei zwar nicht gut. Doch werde übertrieben.
Mit vierzehn schon! - Wenn sie doch vierzehn blieben.
Jedoch die Kinder werden einmal groß...
Interview mit mir selbst
Anno Zwounddreißig
Ich bin als Emigrantenkind geboren
In einer kleinen, klatschbeflißnen Stadt,
Die eine Kirche, zwei bis drei Doktoren
Und eine große Irrenanstalt hat.
Mein meistgesprochnes Wort als Kind war "Nein".
Ich war kein einwandsfreies Mutterglück.
Und denke ich an jene Zeit zurück -
Ich möchte nicht mein Kind gewesen sein.
Im Ersten Weltkrieg kam ich in die achte
Gemeindeschule zu Herrn Rektor May.
Ich war schon sechs, als ich noch immer dachte,
Daß, wenn die Kriege aus sind, Frieden sei.
Zwei Oberlehrer fanden mich begabt,
Weshalb sie mich, zwecks Bildung, bald entfernten.
Doch was wir auf der Hohen Schule lernten,
Ein Volk "Die Arier" ham wir nicht gehabt.
Beim Abgang sprach der Lehrer von den Nöten
Der Jugend und vom ethischen Niveau.
Es hieß, wir sollten jetzt ins Leben treten.
Ich aber leider trat nur ins Büro.
Acht Stunden bin ich dienstlich angestellt
Und tue eine schlechtbezahlte Pflicht.
Am Abend schreib ich manchmal ein Gedicht.
Mein Vater meint, das habe noch gefehlt.
Bei schönem Wetter reise ich ein Stück
Per Bleistift auf der bunten Länderkarte.
An stillen Regentagen aber warte
Ich manchmal auf das sogenannte Glück.
1935 - Das kleine Lesebuch für Große. Gereimtes und Ungereimtes, Verse
1945 - Verse für Zeitgenossen
1945 - Emigranten-Monolog
1956 - Das Lyrische Stenogrammheft. Verse vom Alltag (Reprint)
1961 - Der Papagei, die Mamagei und andere komische Tiere
1967 - Verse in Dur und Moll
1968 - Das himmelgraue Poesiealbum der M.K
1971 - Wie''s auf dem Mond zugeht
1973 - Hat alles seine zwei Schattenseiten
Postume Publikationen
1976 - Feine Pflänzchen. Rosen, Tulpen, Nelken und nahrhaftere Gewächse
1977 - Der Gott der kleinen Webfehler
1977 - In meinen Träumen lautet es Sturm. Gedichte und Epigramme aus dem Nachlass
1979 - Horoskop gefällig?
1980 - Heute ist morgen schon gestern
1981 - Tag und Nacht Notizen
1984 - Ich bin von anno dazumal
1984 - Der Stern, auf dem wir leben
Name:Golda Malka Aufen
Alias:Mascha Kaléko
Geboren am:07.06.1907
SternzeichenZwillinge 22.05. - 21.06
Geburtsort:Österreich-Ungarn (heute Polen).
Verstorben am:21.02.1975
Todesort:Zürich (CH).
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