Siegfried Unseld
Name:Siegfried Unseld
Geboren am:28.09.1924
SternzeichenWaage 24.09 - 23.10
Geburtsort:Ulm (D.)
Verstorben am:26.10.2002
Todesort:Frankfurt/Main (D.)
Bedeutende Vertreter des deutschen Verlagswesens
Nach Schule und Abitur diente Unseld als Marinefunker im Zweiten Weltkrieg. In der unmittelbaren Nachkriegszeit machte er in seiner Heimatstadt Ulm eine Ausbildung zum Verlagskaufmann beim Aegis-Verlag. 1947 nahm Unseld ein Studium an der Universität Tübingen auf. Er belegte eine breite Fächerkombination, die von Germanistik und Philosophie über Nationalökonomie und Völkerrecht bis hin zu Sinologie und Bibliothekswissenschaften reichte. Dem schloss sich ein Auslandsstudium an der Harvard University in Cambridge (USA) an. Bereits als Student arbeitete er für den Verlag Mohr. 1951 schloss Unseld die Studien mit einer Dissertation über Hermann Hesse ab, der inzwischen zu seinen bevorzugten Schriftstellern avanciert war.
Im Anschluss an das Studium arbeitete Unseld zunächst als Buchhändler in Heidenheim. Auf persönlichen Rat Hermann Hesses begann er ab Januar 1952 für den noch jungen Verlag von Peter Suhrkamp tätig zu werden. In dem Frankfurter Verlagshaus war Unseld vor allem für die Werksausgabe Hesses zuständig. In diesem Zusammenhang bescherte er 1957 Suhrkamp durch den Rückkauf der amerikanischen Übersetzungsrechte an Hesses Schriften einen enormen Erfolg, da kurz danach ein lukrativer Hesse-Boom in den USA einsetzte. Nachdem Unseld 1958 zum geschäftsführenden Gesellschafter von Suhrkamp erhoben worden war, übernahm er ein Jahr später infolge des Todes von Peter Suhrkamp die alleinige Geschäftsführung des Hauses.
Das Geschäftskonzept, mit dem er in den folgenden vier Jahrzehnten den Suhrkamp-Verlag zum Erfolg führte, gründete sich vor allem auf anspruchsvolle Taschenbuchreihen, die eine bestehende Nachfrage nach philosophischer und gesellschaftskritischer Literatur bedienten. Der erfolgreichste Ausdruck dieses Konzepts stellte die 1963 gegründete "edition suhrkamp" dar, die in ihrer ersten Folge bis 1979 1.000 Bände hervorbrachte. Zu den Publikationen des Frankfurter Verlagshauses gehörten selbstredend die Wortführer der "Frankfurter Schule", also u. a. die philosophischen Schriften von Theodor W. Adorno, Max Horkheimer und Herbert Marcuse.
Der hohe literarische und wissenschaftliche Anspruch des Verlagsprogramms generierte seither eine einzigartige Buch- und Lesekultur in der Bundesrepublik, die auch als "suhrkamp culture" gekennzeichnet wurde. Neben seinen Aktivitäten bei Suhrkamp trat Unseld 1963 außerdem als verantwortlicher Gesellschafter in die "Insel Verlag Anton Kippenberg GmbH & Co. KG" und in die "Nomos Verlagsgesellschaft GmbH & Co. KG" in Baden-Baden ein. Neben dem Theaterverlag führte Unseld auch den 1981 ins Leben gerufenen Deutschen Klassiker Verlag, der bis 1998 eine 148 Bände zählende deutsche Klassiker-Edition vorlegte. Seit 1988 betrieb er auch die Frankfurter Bücherstube als anerkannte literarische Buchhandlung. 1990 trat der Jüdische Verlag hinzu.
Im Jahr 1994 wurde der Berlin Verlag ins Leben gerufen. Viele moderne deutschsprachige Autoren wie Peter Handke und Martin Walser wurden durch Unseld entdeckt und lange vor ihrem Durchbruch durch Publikationen bei Suhrkamp gefördert. Bis zuletzt trat er für die Förderung des literarischen Nachwuchses ein, der zahlreich im Verlagsprogramm vertreten ist. Darüber hinaus bewies der Verlagsmanager ein besonderes Gespür auch für große Namen der Weltliteratur, die rund die Hälfte des Verlagsprogramms ausmacht. Durch mehrere gemeinnützige Initiativen setzte sich Unseld, der seit 1961 Mitglied im deutschen P.E.N. war, für die Förderung von Literatur ein. Diesem Ziel dienten etwa die 1984 gegründete "Peter-Suhrkamp-Stiftung", die 1985 der Universität Tübingen gestiftete Ernst-Bloch-Gastprofessur sowie das der Universität Frankfurt überlassene Uwe-Johnson-Archiv.
Im Jahr 1990 heiratete Unseld in zweiter Ehe die Autorin Ulla Berkéwicz. Seit 1993 nahm der Verlagsmanager auch eine Honorarprofessur an der Universität Heidelberg wahr. Im Herbst 1998 trat der neue Suhrkamp-Verlagsleiter und -Geschäftsführer Christoph Buchwald seine Funktion an, der jedoch nur bis 2000, als sich Unseld wieder von ihm trennte, als dessen designierter Nachfolger galt. Unseld selbst trennte sich zum Jahresbeginn 1999 vom Nomos-Verlag, wodurch er sich stattdessen die Mehrheit am Suhrkamp-Verlag sicherte. Der Verlagsmanager wurde durch zahlreiche Auszeichnungen geehrt. 1973 erhielt Unseld das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse, 1979 das Große Bundesverdienstkreuz. 1998 verlieh man ihm den "Premio Farnesina Editore Europeo", 1999 wurde er mit der Goldenen Goethe-Medaille ausgezeichnet.
Siegfried Unseld starb am 26. Oktober 2002 in Frankfurt am Main.
Die Besitzkontrolle über den Verlag ging damit auf die "Unseld-Stiftung" über, für deren Gründung der Verlagsmanager noch selbst gesorgt hatte und die von seiner Frau geleitet wird. Die Verlagsleitung wurde von Günter Berg als verlegerischem Geschäftsführer, von Philip Roeder als kaufmännischem Geschäftsführer und von Rainer Weiss als Programmleiter gemeinsam wahrgenommen.
Zum 80. Geburtstag des Verlegers wurden 2004 Unselds "Briefe an die Autoren" von Rainer Weiss in der Bibliothek Suhrkamp herausgegeben.
Bedeutende Vertreter des deutschen Verlagswesens
Name:Siegfried Unseld
Geboren am:28.09.1924
SternzeichenWaage 24.09 - 23.10
Geburtsort:Ulm (D.)
Verstorben am:26.10.2002
Todesort:Frankfurt/Main (D.)
Top 10 der Biografien
Häufig aufgerufene Biografien dieser Woche:
Listen bedeutender Menschen
Die Formel 1 Weltmeister
Die Geschichte der Formel 1 ist eine lange und kollektive Leistung herausragender Fahrer, die im Laufe der Jahrzehnte die Königsklasse des Motorsports geprägt haben. Seit der ersten offiziellen Form...
Die Präsidenten der Vereinigten Staaten
Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika (The President of the United States of America) ist das zentrale Symbol für die Macht und die Prinzipien der amerikanischen Demokratie. Als Staatsob...
Der Deutsche Aktienindex DAX
Die 30 DAX-Unternehmen und ihre Vorstände und AufsichtsräteDer DAX, Deutschlands bekanntester Aktienindex, spiegelt die Wertentwicklung der 40 größten und liquidesten Unternehmen des Landes wider....
Erfinder, Entdecker, Erleuchtete
Am 21. Juli 1969 betrat ein Amerikaner als erster Mensch den Mond. So wie Neil Armstrong damals "einen großen Schritt für die Menschheit" vollzog, haben zahlreiche Persönlichkeiten vor und nach ihm...