Die Studenten- und Protestbewegung "der 68er"

Vordenker und Aktivisten der Studenten- und Protestbewegung von 1966-1975

In den 1960er Jahren formierte sich gegen das politische und gesellschaftliche "Establishment" der alten Bundesrepublik eine Jugend- und Protestbewegung, die aus der Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit und den aktuellen Missständen im In- und Ausland ihre Motivation bezog. Die 1962/63 in München und Berlin gegründete "Subversive Aktion" schwang sich ab 1964 als "Sozialistischer Deutscher Studentenbund" (SDS) zum Wortführer des Protestes auf. Dieser mündete zunehmend in eine breite Außerparlamentarische Opposition (APO), die sich durch neue Formen der politischen Darstellung (Demonstrationen, Musikkonzerte, Happenings) gegen die Große Koalition aus CDU/CSU und SPD, gegen die Notstandsgesetze und gegen den Vietnamkrieg wandte.

Zu den führenden ideologischen Köpfen der Bewegung avancierte frühzeitig Rudi Dutschke, der im März 2005 65 Jahre alt geworden wäre. Die ideologische Fundierung bezog man aus der Auseinandersetzung mit Vertretern der politischen Philosophie wie etwa Theodor W. Adorno und Herbert Marcuse. Neben der harten ideologischen Auseinandersetzung schuf sich die Studentenbewegung auch ihre Idole: So wurden die Konterfeis heldenhafter Kämpfer wie Ché Guevara, Ho Chi Minh oder Mao Tse-tung auf Demonstrationen durch westdeutsche Innenstädte getragen. Eine erste Eskalation der Staatsgewalt wurde bei der Westberliner Demonstration gegen den Schah-Besuch am 2. Juni 1967 vollzogen, als der Student Benno Ohnsorg von einem Polizisten erschossen wurde.

Die Hetzkampagne der Boulevardpresse, allen voran der Axel-Springer-Verlag, heizten das innenpolitische Klima weiter an: Am 11. April 1968 folgte das Attentat auf Rudi Dutschke, das der führende Kopf des SDS zunächst schwer verletzt überlebte, um 11 Jahre danach doch den Spätfolgen der Verletzungen zu erliegen. nEin Teil der Protestbewegung radikalisierte sich seinerseits: Die "Bewegung 2. Juni" und die "Rote Armee Fraktion" um Andreas Baader und Ulrike Meinhof sahen im Kampf gegen den verhassten Staatsapparat nun das vorrangige Ziel der Bewegung. Auf beiden Seiten eskalierte die Gewalt, die 1977 in den tragischen Ereignissen des "Deutschen Herbstes" ihren traurigen Höhepunkt erreichte: Neben der ersten Generation der RAF fielen ihr auch Staatsvertreter wie Siegfried Buback und Hanns-Martin Schleyer zum Opfer.

Das hehre Projekt einer Verbesserung der Welt und der Gesellschaft hatten inzwischen andere vorangetrieben. Gegen Ende der 1970er Jahren formierte sich aus der Anti-Atomkraft-Initiative eine breite ökologische Bewegung, aus der 1981 die Partei der Grünen entstand: In ihr sammelten sich Vertreter unterschiedlichster Protest- und Lebenserfahrungen wie Hans-Christian Ströbele, Joschka Fischer, Otto Georg Schily oder Reinhard Bütikofer. Die Grünen-Politkerin Claudia Roth repräsentiert als ehemalige Managerin der Politband "Ton-Steine-Scherben" einen weiteren Aspekt der Protestbewegung, die nämlich auch eine große musikalische Ausdrucksvielfalt entwickelte: So brachten das Lebensgefühl der rebellischen Jugend neben internationalen Idolen wie Mick Jagger, Janis Joplin oder Jim Morrison auch Rio Reiser, der Leadsänger der genannten Kreuzberger Band, auf den Punkt.

Ein traditionelles Relikt jener Protestepoche stellen die Ostermärsche der Friedensbewegung dar, an denen sich auch noch im März 2005 zahlreiche Teilnehmer in der ganzen Bundesrepublik beteiligen. Die Studenten- und Protestbewegung "der 68er" trug in einer Art Kulturrevolution zur spürbaren Veränderung von Politik und Gesellschaft der alten Bundesrepublik bei. Dabei zeigte sie eine große Vielfalt an politischer Orientierung, künstlerischer Kreativität und gesellschaftlicher Wirkungskraft. Die folgende Themenseite dokumentiert den facettenreichen Charakter jener gesellschaftlichen Bewegung.



Theodor W. Adorno, 1903-1969
Andreas Baader, 1943-1977
Reinhard Bütikofer, 1953
Ché Guevara, 1928-1967
Rudi Dutschke, 1940-1979
Gudrun Ensslin, 1940-1977
Joschka Fischer, 1948
Michel Foucault, 1926-1984
Jürgen Habermas, 1929
Nina Hagen, 1955
Martin Heidegger, 1889-1976
Jimi Hendrix, 1942-1970
Ho Chi Minh, 1890-1969
Mao Tse-tung, 1893-1976
Max Horkheimer, 1895-1973
Mick Jagger, 1943
Janis Joplin, 1943-1970
Rainer Langhans, 1940
John Lennon, 1940-1980
Herbert Marcuse, 1898-1979
Ulrike Meinhof, 1934-1976
Jim Morrison, 1943-1971
Jan-Carl Raspe, 1944-1977
Rio Reiser, 1950-1996
Claudia Roth, 1955
Jean-Paul Sartre, 1905-1980
Otto Georg Schily, 1932
Cat Stevens, 1948
Hans-Christian Ströbele, 1939
Fritz Teufel, 1943
Klaus Wagenbach, 1930
Neil Young, 1945